Meine neu formulierte 2. Frage an das I Ging lautet nun:
Was bedeutet der
Migrantenstrom nach Europa für die Menschheit und das Weltgeschehen?
Das Zeichen 40, Die Befreiung rät, sich von äußeren und
inneren Hemmnissen zu befreien – unverzüglich: „Wenn noch Reste aufzuarbeiten bleiben, so gilt es, das so schnell wie
möglich zu tun, damit reiner Tisch gemacht wird und keine Verzögerungen
eintreten.“
Die Bewegung geht aus der Gefahr heraus. Gefahr ist
angezeigt durch das obere Zeichen Donner (Dschen) und das untere Zeichen Wasser
oder Gefahr (Kan). Die Gefahr regt zur BEWEGUNG an, und durch Bewegung kommt
man aus der Gefahr heraus. Das ist Befreiung. Gefährlich sind unsere starren
Haltungen, die emotional verhärteten Strukturen zwischen Menschen, Ländern,
Nationen, Religionen, usw. Gefährlich sind der trennende Egoismus, die
Gefühlskälte, das Festhalten an destruktiven, karmischen Beziehungen und materiellen
Werten, die schon längst keinen kreativen Zielen mehr dienen. Die Seele
(unteres Trigramm Kan, Wasser) sucht die Anknüpfung an den Geist (oberes
Trigramm Dschen, Donner). Es heißt: Rasches Handeln ist von Heil.
Universale Kräfte brechen nun mit Gewalt den angestauten
Kräften Bahn und öffnen Wege zur
Verwirklichung. Das Ziel ist die Befreiung… Befreiung aller Wesen von
Druck, Gewalt und auswegloser Ohnmacht. Am Anfang der Befreiung mag die Energie
noch ungerichtet und chaotisch fließen, mal hierhin, mal dorthin… doch schon
bald zeichnen sich Bahnen ab, die eindeutig in die Zukunft weisen. Dann wird
sich aus dem zufällig erscheinenden Strömen das neue Muster einer blühend
schöpferischen Welt herausbilden. Denn für die angestauten und frei gewordenen
Energien hält der kosmische Geist bereits sinnvolle Aufgaben, Pläne und
Konzepte bereit.
Es heißt: Die Zeit der
Befreiung ist wahrlich groß. Dieser Hinweis auf die Größe der Zeit befindet
sich auch noch in anderen Zeichen und weist zusätzlich zum Wirken auf der
profanen und weltlichen Ebene auch auf die transzendente Dimension hin. Das
befreiende Wirken ist im kosmischen Sinne von herausragender Bedeutung und von
Erfolg gekrönt.
Für die Menschen und die Gesellschaft der europäischen
Staaten bedeutet der gewaltige und plötzlich hereinbrechende Zustrom an
Migranten eine ebensolche Revolution und radikale
Neuorientierung wie für die Flüchtlinge, die ihr Zuhause und allen Besitz
verloren haben. Für alle gibt es eine radikale Veränderung der bisherigen
Lebensumstände. Der Bruch mit hemmenden
Strukturen aller Art, mit vertrauten, lieb gewordenen Formen, Gewohnheiten und
Lebensinhalten ist notwendig geworden, auch der Bruch mit übernommenen
Glaubenssätzen und hierarchische Strukturen. Die Befreiung erfordert unmittelbares
Handeln – und wo es notwendig ist, auch einen tiefen Schnitt, um hoch aufgeladene, oft karmisch bedingte
Beziehungsstrukturen zwischen Menschen, Gruppen und Völkern ein für allemal zu
beenden.
Denn: Jeder Mensch hat ein Recht auf Selbstverwirklichung
und freie Selbstentfaltung.
Zur Befreiung gehört die Vergebung. Unterdrücker und
Unterdrückte sollten sich ihre Fehler verzeihen und sanft mit sich selbst und
miteinander umgehen. Darum heißt es im Bild der Befreiung: So verzeiht der Edle Fehler und vergibt die Schuld. Wie nach einem
reinigenden Gewitter wird die Luft nach der Befreiung der aufgestauten Kräfte
wieder klar, der Blick frei für neue Perspektiven.
Die Neun auf 2.
Platz bedeutet: „Auf dem Feld erlegt man drei Füchse und
bekommt einen gelben Pfeil. Beharrlichkeit ist von Heil.“
Die falschen Füchse sind falsche Gedanken, eingefleischte Denkstrukturen/
Vorstellungen, die den Status quo erhalten wollen, die gegen Veränderung,
Wandlung und Freiheit sind. Die hinterlistigen falschen Füchse in uns selbst
sind die Vorstellungen, die unserem Selbstbild schmeicheln, die an unsere
Eitelkeit und unseren Stolz appellieren und die sich vor das wirkliche Leben
stellen. Diese Vorstellungen vom Leben erscheinen so schön logisch, praktisch
und bequem. In Wirklichkeit sollen sie nur die Missstände, Fehler und das
begangene Unrecht zudecken. Sie können uns / dem Volk / den Menschen
einflüstern, dass alles so in Ordnung ist und wir so weitermachen können wie
bisher.
Jetzt ist die Zeit, den eigenen Unmut zu entladen, zum
Ausdruck zu bringen und sich vom inneren Druck zu befreien. Auf keinen Fall
darf der innere Drang nach Freiheit und Selbstausdruck weiterhin unterdrückt
oder verdrängt werden. Auch wenn eine radikale Veränderung nicht von allen
erwünscht wird, ist sie doch notwendig geworden und kann nicht länger
aufgeschoben werden. Alle berechtigten Ansprüche müssen angemeldet werden. Alles,
was sich den Menschenrechten widersetzt oder entgegen stellt, wird beseitigt und
verändert werden. Allein die Entschlusskraft zur Tat ist schon ein Akt der
Befreiung und kann als Erfolg betrachtet werden.
Franciscus Adrian schreibt in seinem Buch „Die Schule des I
Ging“ (Die Praxis)[1] zum Zeichen Befreiung: „Hier
im Zeichen Befreiung gelingen dem Menschen des spirituellen Weges
unbestechliche Blicke auf die ihn und andere Angehörige seiner Sippe betreffenden
psychischen Übertragungssituationen und auf die eigenen seelischen Ritterrüstungen,
die er sich zugelegt hat“. Die Befreiung geht noch über die genetischen
Prägungen und Projektionen hinaus und betrifft Sphären tiefer karmischer Zusammenhänge zwischen einzelnen
Menschen und Völkergruppen. Erst wenn die „emotionale Vergletscherung“ abgetaut
ist, kann der Mensch sich und anderen wieder „gnädig gesonnen“ werden, seine
seelischen Wunden heilen und die „negativ besetzten Engramme in seinem Hirn löschen“.
Was hier geschieht, ist ein radikaler Wechsel von der Sphäre des Karma in die Sphäre der Gnade. Welch große
Erleichterung für die Herzen!
Befreiung als Aufbruch zu neuem Wirken – unbelastet von
altem Karma.
Befreiung zur Sanftheit, zum seelisch entspannten und
seelisch befreiten Menschen, der sanft mit sich selbst und mit seiner Umwelt
umgeht.
Der „gelbe Pfeil“
oder „goldene Pfeil“, den man während des Vorgangs der befreienden Maßnahmen erhält,
ist ein Zeichen der inneren Ausgeglichenheit und des inneren Friedens
(Nichtschießens). Er ist das Symbol für die erfolgreiche Arbeit an sich selbst,
das Erreichen einer inneren Geradheit des Charakters. Der Träger des goldenen
Pfeils ist ein vom Himmel Begnadeter, der eins mit seinem Zentrum und von
jeglicher Ich-Verhaftung befreit ist. Der Hinweis auf die gelbe Farbe zeigt im
I Ging die Beziehung zum Hexagramm KUN, Erde. Der Yang-Strich (die Neun) auf
dem 2. Platz wandelt sich wieder in einen geteilten Yin-Strich und so entsteht
als neues Hexagramm 16 DIE BEGEISTERUNG.
Auffällig ist bei beiden Fragen der Erhalt der 2. Linie als
Wandlungslinie. Wofür steht der zweite Platz im gesamten Hexagramm? Er ist
verwandt mit dem 5. Platz, da beide Plätze die mittlere Position ihres
Wirkungsfeldes einnehmen: Platz zwei die Mitte des unteren Trigramms und Platz
fünf die Mitte des oberen Trigramms. Das „Heil“ dieser 2. Linie im Zeichen
Befreiung liegt in der Beharrlichkeit, in der Mitte zu bleiben.
Das Zeichen 16 Die
Begeisterung zeigt eine Bewegung, die beim Volk (den Massen) auf Hingabe
stößt, die mitreißend und begeisternd wirkt. Es ist eine Bewegung, die aufrichtig
und gerecht ist, die im Volksempfinden ihre Wurzeln hat und in Übereinstimmung
mit der Volksseele ist. Als solches kann die Bewegung mit dem Bild eines Heeres
verglichen werden, das in Marsch gesetzt wird
- für eine gute und gerechte Sache. Die Bewegung wird vom ganzen Volk
unterstützt, findet überall helfende Hände. Hier wirkt jetzt die Dynamik einer
gelenkten Willens- und Überzeugungskraft, die in Überstimmung mit dem
kosmischen Rhythmus wirkt und von den Massen getragen wird. Sie ist stark
genug, die Welt zu bewegen und kennt nur ein Ziel: den Sieg über die Trägheit und
die Starre der Materie.
Dieses Zeichen ist ein echtes Indiz für eine großartige
Bewegung und eine große Idee, die alle gesellschaftlichen Kräfte mobilisiert. Sie
markiert den Beginn einer neuen Zeit, den Anfang einer neuen Welt und einer
gewandelten Menschheit. Ihr Erfolg ist im kollektiven Karma bereits angelegt
und muss nur noch verwirklicht werden. Die Handlungsweise in Zeiten der
Begeisterung folgt den Geboten der Rechtschaffenheit. Es heißt: Die Zeit der
Begeisterung beruht darauf, dass ein bedeutender
Mann da ist, der in Fühlung mit der Volksseele ist und in Übereinstimmung mit ihr
handelt. Er kann die anonyme Masse der Menschen mit ihrer Kraft, ihren
Talenten und Fertigkeiten in konstruktive Bahnen lenken und findet für die
Realisierung überall tüchtige Gehilfen.
Das BILD der Begeisterung zeigt den Donner (Dschen), der im
Frühling aus der Erde (Kun) hervortönt. Die elektrische Kraft des Gewitters löst
die alten Spannungen, reinigt die Atmosphäre, erfrischt die Natur, Knospen
brechen auf. Die Herzen sind erleichtert und Freude entsteht. Eine ähnliche
Kraft der Begeisterung hat auch die Musik: So
machten die alten Könige Musik… und brachten sie herrlich dem Höchsten dar…
luden ihre Ahnen ein…
Musik hat die Macht, die dunklen Gefühle und Spannungen im
Herzen zu lösen. Sie kann die Moleküle zum Tanzen bringen und neu organisieren
und auch die Menschen wieder in Einklang mit dem Weltganzen und dem kosmischen
Rhythmus bringen. Musik hat die Kraft, die Gefühle der Menschen zu reinigen, die
unterschiedlichen Menschen zu einen und auf gemeinsame Werte und Ziele
einzustimmen. Es ist hier die Rede von sakraler Musik und einem gemeinsamen
Gottesdienst, der die Menschen in ihrem Göttlichsein eint.
Literatur:
Das I GING Das Buch der Wandlungen – Aus dem Chinesischen
übertragen und herausgegeben von Richard Wilhelm, Diederichs Verlag
Norbert A. Eichler "Das Buch der Wirklichkeit", Das I Ging für das Wassermann-Zeitalter, rororo tranformation, 1990
Franciscus Adrian "Die Schule des I Ging", Band I und II, Diederichs
Norbert A. Eichler "Das Buch der Wirklichkeit", Das I Ging für das Wassermann-Zeitalter, rororo tranformation, 1990
Franciscus Adrian "Die Schule des I Ging", Band I und II, Diederichs
Quelle der Hexagramm-Zeichen:
Alle I Ging Hexagramme von Ben Finney. Lizenziert unter
Attribution über Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Iching-hexagram-20.svg#/media/File:Iching-hexagram-20.svg