Islam und Isis - etymologisch
Eine männliche Formulierung für den Begriff Islam heißt: „sich Gott unterwerfen“ –
eine weibliche Formulierung könnte heißen „sich Gott hingeben“ oder „Frieden
finden in Gott“, denn das Wort Islam stammt von der arabischen Wurzel Salam, Frieden, ab. Der göttliche
Buchstabe „I“, erinnert an den erhobenen Zeigefinger und den „Fingerzeig
Gottes“; das „I“ vor Salam (Frieden)
deutet an, dass der Friede ursprünglich aus Gott kommt. Es zeugt von innerer
Größe und Aufrichtigkeit, wenn das persönliche Ich des Menschen oder auch der
eigene Wille sich in Demut dem transzendenten Willen Gottes und dem kosmischen
Grundgesetz übergibt und darin seinen Frieden findet. Es ist ein Eingehen in
Gott, der ein Ort und Zustand des Friedens ist.
I und S, Stab und Schlange,
sind das uralte Symbol der Einheit von Geist und Materie.
Die Symbolik von I und S zeigt die schöpferische Zusammenarbeit von männlich-geistiger
Zeugungskraft (Phallus, Shiva, Osiris, Djed-Pfeiler, I), die vom Himmel auf die
Erde steigt und den Stoff befruchtet, das in ihm ruhende seelische „Schlangenfeuer“, die schöpferisch-weibliche
Kraft Gottes (Shakti, Isis, Shekinah, S) erweckt und im subtilen Energiekanal
der Wirbelsäule aufsteigen lässt (IS bzw. $). Aus der waagrecht kriechenden
Schlange wird eine aufsteigende Schlange der Weisheit (S), die sich mit Osiris,
dem Geist der Einheit ($) vereint. In heiligen Schriften ist von der
„Aufrichtung“ oder „Erhöhung der Schlange“ oder dem „Aufrichten des
Djed-Pfeilers des Osiris die Rede. Dieser Pfeiler steht für die Weltachse (axis mundi), einem Symbol für die
Beständigkeit und Dauer des Lebens. Sie steht auch für die menschliche Wirbelsäule,
die die verschiedenen Welten, Körper und Bewusstseinsstufen eint. Durch diesen mittleren
„Stab“ fließt das vitale feinstoffliche Fluidum, die schöpferische
Schlangenkraft.
Vereint und in aufrechter Stellung beschreiben die beiden
Buchstaben IS die „Heilige Lehre“, den Abstieg des Geistes über die Seele und
die Energie des mittleren Energiekanals zur Materie (I) und den Aufstieg der
Materie über die Seele und den Wirbelsäulenkanal zum Geist (S).
Die IS-Rune
Aus der überlieferten germanischen Runenschrift kennen wir
die IS-Rune, den magischen Stab mit
zwei Polen, der auch zu den Werkzeugen des Magiers auf der ersten Tarotkarte
gehört. Der Umgang mit dem Stab der Polarität kann zur Erhaltung und Bewahrung
des Individuums beitragen, aber auch zu dessen Isolierung, Verhärtung und
Vereisung (Eiszapfen). IS kann bei entsprechender Selbsterkenntnis zu Selbstbeherrschung
und einer beständigen inneren Aufrichtigkeit und Zentriertheit führen – dem
„bei der Stange bleiben“, wenn der Mikrokosmos Mensch sich in die
makrokosmische Weltordnung einfügt.
Somit beinhaltet die Symbolik von IS in entsprechenden Stirb-
und Werdezeiten auch das Errichten einer neuen
Weltordnung und dem vehementen Widerstand der alten Ordnung. Die Benutzung
von Symbolen und Namen – wie dem der Isis – führt bei rechter Anwendung und
rechter Motivation, z.B. im Gebet in der Stille und Meditation, zu einer umfassenden
inneren Reinigung, zu Selbsterkenntnis und notwendigen Transformationen und
einem Entwicklungsdrang. Doch wer sich der Symbole bedient für ein Mehr an
Macht und Einfluss in der Außenwelt oder um eine neue Weltordnung mit den alten
Mitteln von Gewalt und Terror zu errichten (siehe Dollarzeichen $, allsehendes
Auge oder ISIS als Name für eine Terrormiliz), wird den notwendigen Reinigungs-
und Transformationsprozess nur beschleunigen.
Isis, Osiris und
Sirius
Isis ist eine Verdoppelung der Silbe. Es besteht ein
auffälliger Zusammenhang zum Namen Sirius, in dem sich auch die Buchstabenfolge
IRI-SUS und UR-IS-IS verbergen. Sirius,
unser hellster Fixstern, ist ein Zweisterne- bzw. Zweisonnensystem. Der dunkle
Begleiter des hell strahlenden Sirius A wird Sirius B genannt. Er umkreist die
strahlende Brudersonne in 50 Jahren und dreht sich dabei einmal um sich selbst.
Der Mondkalender und die Sothis-Periode wurden von den Ägyptern nach dem dunklen
Sirius-Begleiter berechnet. Sirius wurde in Babylonien sir oder shir, “Bogenstern”
genannt und durch alle Zeiten symbolisch als ein nach unten oder oben offener
Bogen ∩,
als kleiner Fünfstern « und als spitz zulaufendes Dreieck („Drachenzahn“)
abgebildet. Der U-Bogen stellt den Zusammenhang mit der Ur-Isis, der Urmutter
her. Im alten Ägypten war Sirius von herausragender Bedeutung, taucht im
Zusammenhang mit dem Mythos von Osiris und Isis auf und trug auch den Namen
Sothis.
Der Autor von Robert K.G. Temple („Das Sirius-Rätsel“) sieht
die helle Siriussonne als eine Verkörperung der Isis an und die umkreisende
dunkle Siriussonne (B) als Nephtys,
Schwester von Isis /Osiris, als Verkörperung des Dunklen, Unsichtbaren.
Der Mythos erzählt, dass Osiris mit Nephtys ein Kind zeugt:
den pechschwarzen Anubis-Hund, den
Hüter der Schwelle im Totenreich des Westens und das erste Wesen, das den
Göttern und Menschen die magischen Mittel für die Wiedergeburt offenbar hat.
Anubis überwacht als Priester und „Wegeöffner“
im inneren Tempel die Mumifizierung der Gestorbenen, die Seelenwägung und
Mundöffnung sowie den geheimen Ritus des Wiege-Fells. Die dunklen Geheimnisse
der ägyptischen Einweihungszeremonien um Tod und Wiedergeburt finden sich auch
in der Symbolik der Tarotkarten wieder – zwischen dem Tod (XIII) und der
Auferstehung (XX), der Vollendung des alchemistischen Großen Werkes.
Wer ist Isis?
Isis ist sowohl kosmische Sternenmutter als auch Erdmutter,
die den durch Seth zerstückelten Körper des Osiris wieder zusammensetzt – dank ihrer Liebe, ihrer magischen
Fähigkeiten und der Unterstützung von Anubis. Der Körper des Osiris stellt das
Ganze dar, die kosmische Einheit des Geistes, die durch die widerstreitenden,
polaren Kräfte zerstreut wird und die jeder Mensch in sich selbst wieder neu
strukturieren muss. Sie bringt Leben im Sichtbaren und im Unsichtbaren hervor.
Sie entscheidet auch, wann der Schleier zwischen den beiden Welten fallen darf.
Ihre unsichtbaren Formen stehen mit ihrem Bruder-Gemahl
Osiris in Verbindung und ihre sichtbaren Formen mit ihrem Sohn Horus, den sie mit dem verstorbenen Osiris zeugte, indem sie
dessen unauffindbaren Phallus nachbildet und ihn heiligt. Isis steht als
aktive, weiblich-schöpferische Kraft immer hinter Osiris (in der passiven
Rolle) und schützt ihn; sie aktiviert mit ihren Flügeln die Vitalität des
Gottes. Sie kennt die Mittel der Verjüngung und bringt alle Dinge zu ihrem
Ursprung und zur Wiedergeburt zurück. Sie ist der Thron, auf den sich jede
Macht stützt. Als Göttin der Ordnung und Gerechtigkeit (Maat) repräsentiert sie
die Intelligenz der Materie und das Wissen um die Weltordnung (Kosmos).
Isis offenbart die hermetische Weisheit und die Lehren des
THOT, führt in die Geheimnisse der Mysterien ein, lehrt die Menschen, heiliges
Wissen zu erlangen, profane Dinge zu heiligen und die individuelle Seele mit
dem Osiris, dem Ganzen, zu vereinen.
Es geht nun weiter mit der Isis und ihrer Symbolik im Tarot.
Sundra
Bildquelle: (C) sundra
Verwendete Literatur:
Fernand Schwarz ""Ägypten - Die Kraft der Symbole"VErlag Filosofica, Graz 2010
Gabriele Quinque "Tempelschlaf - Grundlagen der Trance-Arbeit", param Verlag, 2003
Elisabeth Haich "Tarot" Drei Eichen Verlag, München, 1971