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Samstag, 2. Januar 2016

Papst öffnet die „heilige Pforte“ zum „heiligen Jahr“



Mythos und Realität durchdringen sich. Die verborgene Welt der Archetypen und Symbole offenbart sich auch in der Welt der Erscheinungen. Einer hat die notwendige Sehnsucht dieser Zeit verstanden und öffnet die „heilige Pforte“ zum Verborgenen, nennt es einen Akt der Barmherzigkeit, der auch die „Vergebung der Sünden“ beinhaltet. 

Weder eine Päpstin noch eine andere Muttergestalt öffnet einen Monat (Mond) nach dem Neumondsymbol vom 11.11. (20°Skorpion - s. Blogeintrag vom 29.11.2015) die beiden Flügeltüren einer „heiligen Pforte“. Es ist der Papst – ein Kirchenvater, eingesetzt von einer Institution namens „Mutter Kirche“. Interessant ist, dass diese Pforte im Vatikan zugemauert war und völlig überraschend vom Papst für ein „Heiliges Jahr“ geöffnet worden ist – nicht nur in Rom, sondern überall auf der ganzen Welt, in allen Wallfahrtskirchen, Kathedralen und Basiliken und für alle Gläubigen.

siehe www.tagesschau.de „Durch die Heilige Pforte ins Heilige Jahr“

und faz-Artikel „Zwischen Tür und Engel“ vom 8.12.2015

Was für ein Zeichen!
Wahrlich ein symbolischer Akt in einer Zeit großer Unruhe, Ängste und anhaltender Kriege.

Diese Pforte war und ist immer da – wie außen so auch innen. Jeder darf und mag in sich selbst diese Pforte öffnen, sein Leben und seinen Weg heilen und heiligen… ganz machen… die Gegensätze versöhnen und überschreiten… die Trennung zwischen der heiligen Lehre und dem profanen Alltag aufheben… zwischen Theorie und Praxis, zwischen sich selbst und dem anderen… Es bedeutet: Liebe als verbindendes Element wirken und Grenzen durchbrechen lassen… sich selbst und dem anderen verzeihen… barmherzig sein.

Liebe ist der Mittler, die beide Flügeltüren öffnet und die Flügelkraft entfaltet. Das Leben gewinnt eine neue Dimension. Alles wird leichter, fließender, wärmer und lockerer… Ja, zwischen Tür und Angel steht ein Engel, der große Mensch des Ursprungs. Der religiöse Mensch ist eine Tür, er ist eins mit dem Ursprung, lebt im Ursprung – zu allen Zeiten und unter allen Umständen.

Das bisher Unsichtbare wird sichtbar. Licht ist nicht nur Energie, sondern auch Welle und Erscheinung. Das Materielle ist heute nicht mehr wahr als einzige Realität. Das Zeitalter der Naturwissenschaften ist vorbei, vorbei die alte Welt mit ihren Gesetzmäßigkeiten. Auch Moral und Sittengesetze ändern sich. Das macht Angst. Die Menschen haben Sehnsucht nach dem Heiligen, sind auf der Suche nach ganzheitlichen Heilmethoden und Erkenntnissen, die sie heilen und ihre Vollständigkeit wieder erleben lässt. Wir befragen das I Ging, das Tarot… fast jeder kennt wieder sein Horoskop, kennt den Rhythmus der Sterne. Die verborgene Seite, das Ewige und Unbewusste hinter dem Schleier der Natur, kann nicht bewiesen und auch nicht für immer verdrängt werden. Die verborgene Welt des Geistes ist da, durchdringt unsere Welt und beweist sich selbst. Dem Menschen werden Visionen und Träume geschenkt, die sich bewahrheiten. Menschen werden plötzlich geheilt, begegnen ihren inneren Archetypen in der äußeren Welt, sie handeln unberechenbar oder verrückt, hören auf ihre innere Stimme.

Der Engel mit der Kraft des „L“
 
Der hebräische Name El, der meist mit „Gott“ übersetzt wird, enthält eine Richtungsangabe, die Anziehungskraft des Ursprünglichen zu sich selbst. El (geschrieben in Zahlen 1-30) meint eine Bewegung (30), die vom Ursprung in Gott (der Eins) ausgeht und immer die Verbindung mit dem Ursprung hat. Das hebräische El bezeichnet die Rückkehr einer Sache zu ihrem Ursprung.[1] Im Namen Gottes als El wird sowohl die Herkunft als auch die Richtung des Menschen zum Ursprung festgelegt. Der Mensch ist göttlichen Ursprungs – (w)er ist „wie Gott“ (MichaEl), er gleicht ihm (Adam, „Mensch“ heißt auch „ich gleiche“), er ist ewig, zeitlos, ein Licht des Ursprungs.

Jeder Engel (Malach) trägt die Verbindung mit dem Ursprung in sich, ist die manifestierte Kraft der Erfüllung (des Vollseins, Ganzseins). Ein Engel trägt alle Entfaltungsmöglichkeiten in sich, da er immer zu Gott führt. El meint die Bewegung „zu mir“. Und „Gott“ oder El ist das Gefühl der Rückkehr „zu mir“, zu dem, der ich bin und war und immer sein werde: Mensch des Ursprungs. Viele Engelnamen tragen die Endung el und verweisen damit auf die Flügelkraft des Aufstiegs zum Ursprung: Michael „Wer ist wie El?“ – Gabriel „Meine Kraft ist El“ – Uriel „Mein Licht ist El“ oder Raphael „ El heilt“…

Malach, Engel, heißt nicht nur „Bote“ sondern auch „tun“. Melachah (hebr.) ist Arbeit, Dienst, Aufgabe und Auftrag. Ich kenne aus dem Ruhrdeutschen noch den Ausdruck „Maloche“ für sehr schwere, körperliche Arbeit. Es reicht also nicht aus, im Besitz einer geistigen Flügelkraft zu sein – sie will auch angewendet und entfaltet sein!

Engel sind Boten und Gedanken Gottes – die Tiefenpsychologie nennt sie Archetypen (Urbilder, Ideen Gottes). Sie sind die Verbindung zwischen Gott im Zentrum (innen) und dem erscheinenden Menschen an der Peripherie (außen). Im Zentrum, dem „geballten Punkt“ oder Nullpunkt, ist alles gleichzeitig da, es erscheint oder auch nicht, es ist Potenzial und Sehnsucht, Quelle und Fluss, Gott und Mensch. Auch das Böse hat dort/hier seinen Platz – ist ge-richtet, recht gemacht. Es gibt keine Spannung der Gegensätze, keine Zeit und keine Kausalität, keinen Ersten und keinen Zweiten, kein Oben und kein Unten, kein Vorher und Nachher.

Gott als Vorstellung ist nichts anderes als eine Idealvorstellung von uns selbst: die Idee oder Manifestation von Unsterblichkeit, Güte und Liebe, das Ideal höchster Schöpferkraft und Harmonie oder auch Gott als Richter, der unser Leben und unsere Taten nach dem rechten Maß richtet.


Flügeltür, Flügelkraft und rechter Winkel

Im Hebräischen bedeutet Kanaf (20-50-80) sowohl Flügel als auch Ecke oder Winkel. Eine „Ecke machen" oder einen "rechten Winkel machen" bedeutet, eine vollkommene Wende oder Umkehr vollziehen, den Übergang in eine neue Dimension. Menschen erleben einen „Bewusstseinssprung“, ein Umschalten, das in der okkulten Literatur etwas geheimnisvoll auch das „Umstellen der Lichter“ genannt wird.[2] 

Flügel symbolisieren die unmögliche Möglichkeit des Menschen, sich in andere Dimensionen zu erheben. Der Mensch kann sich in jedem Moment entscheiden, eine andere Richtung einzuschlagen, eine Flügeltür zum Verborgenen in der Mitte aufzustoßen, die beiden Seiten des Vorhangs aufzuziehen und sich von dem ziehen zu lassen, was sich ihm in Freude schenkt. Kann er die Liebe nicht fassen, die ihm dort als heißer Wind des Ursprungs entgegenweht, wird er sie als Leid erfahren.

Der 90°-Winkel ist ein bedeutendes und uraltes Winkelmaß. Als rechter Winkel zeigt er das rechte Maß an. Man findet das Winkelmaß in Bildern und Symbolen der meisten alten Kulturen abgebildet; Zirkel und Winkelmaß sind das Handwerkszeug aller schöpferisch tätigen Götter und Menschen – siehe Abb. Wikipedia vom chinesischen mythischen Zwillingsmenschen der Urzeit: dem Magier Fu-Xi und seiner göttlichen Partnerin Nü Gua, er mit dem rechten Winkel als Emblem, sie mit dem Zirkel.
Die Handhabung des 90°-Winkels und des Buchstabens L (mit den beiden Schenkeln des rechten Winkels) sollen ein Vermächtnis unserer "Älteren Brüder" (Elder Brothers), den ELs sein, die mit Hilfe des rechten Winkels Materie – Energie – Raum –  Zeit überwinden konnten (englisch M-E-S-T matter-energy-space-time). Sie „machten eine Biege" oder einen rechten Winkel, d.h. sie vollzogen im Bewusstsein einen 90° Grad-shift, verließen unser vierdimensionales Sonnensystem und "stiegen auf" ins so genannte Theta-Universum reiner Gedankenkraft. (siehe Buch "Geheimnis der Anden" von Brother Philip, von mir übersetzt 1982).

Ja, zwischen Tür und Angel (angle, Winkel) steht der Mensch als Engel – der Mensch des Ursprungs, der selbst die „Tür“ ist, durch die er hindurch muss…. Er hat die Möglichkeit, sich über sein kleines persönliches Ich zu erheben und seine transzendente Flügelkraft, sein göttliches Potenzial, zu entfalten. Heilige Pforten werden symbolisch geöffnet… die zwei Seiten des Vorhangs werden aufgezogen… ein Heiliges Jahr wird ausgerufen, jenseits der Zeit. Vielleicht ist dieser Papst ja der letzte, der für Mutter Kirche herhalten und den Pontifex spielen darf… Vielleicht kann sich der Mensch ja wieder auf die göttliche Ursprungskraft in sich selbst verlassen… alle organisierten Religionen und Glaubensformen hinter sich lassen und sich einzig auf die Essenz, das Grundlegende einigen: die Liebe.

Die Zersplitterung der organisierten Religionen entspricht der Zersplitterung des ganzen Menschen. Die Worte Angel, Engel und Winkel (angle) sind verwandt. Zum Öffnen der Tür werden Angeln benötigt. Und Engel sein heißt beflügelt sein, die Möglichkeit des Aufstiegs in sich tragen.

Innere und äußere Welt sind eins. Das Herz als ein Symbol der Menschenliebe ist die offene Tür, durch die Liebe ein- und ausströmen kann. Alles, was wir auf ein Außen, auf die Welt und „die Anderen“ projizieren, ist in uns und gehört zu uns – auch Mörder, Gewalttäter und Terroristen. Jeder ist Opfer und Täter. Einer kann seine Schandtaten gut verbergen, ein anderer muss sie zeigen. Wir können dieses Andere, den Schatten, nicht aus unserem Leben aussperren, schon gar nicht 'um des lieben Friedens willen'. Er gehört dazu. Von ihm werden wir ge-richtet. Es gibt keine absoluten Gegensätze. Das Eine ist immer im Anderen enthalten. Eine heile Welt gibt es nur im Doppelpack - zusammen mit dem Unheil.


Die heilige Notwendigkeit der Zurücknahme von Projektionen sowie der Wahrnehmung des Ganzen wird freiwillig und gerne vom Menschen des Ursprungs (Adam Kadmon) erfüllt, der sich seiner Flügelkraft und der Möglichkeit des Sich-selbst-Überschreitens bewusst ist.

Ich wünsche uns ein heiliges Jahr und noch ein paar inspirierte Raunächte,
sundra


P.S. Dieser fertig geschriebene Blogeintrag wurde aufgrund von Krankheit für ein paar Wochen vergessen und erst jetzt wieder entdeckt. Die Symbolik ist weiterhin aktuell, da zeitlos.


[1] Friedrich Weinreb „Die Symbolik der Bibelsprache“, Origo Verlag
[2] siehe Gustav Meyrink „Das grüne Gesicht“

Donnerstag, 3. Dezember 2015

Isis und ihre Symbolik in den Tarotkarten



Entsprechung von Sterben und Einweihung

 „Ich bin Isis, alles, was gewesen ist,
und alles, was ist und sein wird;
meinen Schleier hat keiner der Sterblichen je gehoben …“

Plutarch, Schriftsteller und Philosoph der Antike,  schreibt:

"Im Sterben widerfährt der Seele dasselbe wie denen, welche in die großen Weihen eingeführt werden, weshalb auch das Wort von der Tatsache des Sterbens (teleustan) dem Wort des Eingeweihtwerdens (teleistai) entspricht."

Das heißt, der Tod ist ein essenzieller Moment und die Werte und Erfahrungen von “Tod“ und „Initiation“ (Einweihung) sind austauschbar. Initiation ist im Normalfall vom Individuum  frei wählbar. Doch der Tod ist das unvermeidbare Ende eines individuellen Zyklus. Im Extremfall ist der Tod sogar das Medium, das dem Einzelnen die Erfahrung des Übergangs in andere Dimensionen ermöglicht.

Der NEUMOND vom 11.11. hat auf sehr intensive Weise die unbewussten Wünsche des Menschen in dieser Zeit enthüllt. Als dunkler Mond offenbart er mit aller Macht das noch ungeborene und archetypische Potenzial des Neuen Menschen, was im Mythos und auch in dem auseinander gefächerten Lebensspiel des Tarot als Geburt des (Isis-)Sohnes Horus bezeichnet wird.

Was kann es bedeuten, wenn der Name der uralten ägyptischen Muttergöttin (Isis) plötzlich im 21. Jahrhundert wieder auftaucht – als Name einer islamischen Terrorormiliz, die im Namen Gottes Menschen tötet? Alle organisierten Religionen und alle nationalen Staatenbündnisse halten die Spaltung des gemeinsamen Ursprungs aller Menschen aufrecht durch ihr Beharren auf „mein und dein“ (klick!) – meine Religion gegen deine Religion, mein Glaube gegen deinen Glauben, mein Gott und dein Gott… unser Land und euer Land, unsere Kultur und die der anderen. Das ist der Zustand dieser Welt, der Menschheit und jedes einzelnen Menschen. Jeder erforsche sich selbst, inwieweit er sich der Tatsache einer geistigen Verbundenheit und Wesensgleichheit, eines gemeinsamen Ursprungs bewusst ist und jeden Menschen als Bruder und Schwester einer gemeinsamen kosmischen Mutter anerkennt.

Von dieser Zersplitterung ist im ägyptischen Mythos von Isis und Osiris die Rede, wenn OSIRIS, der das Ganze repräsentiert (die Einheit des Geistes), vom Widersacher SETH zerstückelt wird, der seine Teile über die ganze Welt verstreut. Nur ISIS, die trauernde Witwe und ursprüngliche Muttergöttin, ist aufgrund ihrer Liebe und ihrer magischen Fähigkeiten in der Lage, die Teile wieder zusammenzufügen und auf den einen heiligen Weg zum Ursprung zurückzuführen.

Schauen wir einmal hinter den Vorhang der Isis, der das Sichtbare vom Unsichtbaren, das Äußere vom Inneren trennt. Doch wo Trennung ist, ist auch Verbindung. – Wer will nicht hinter den Vorhang schauen, wenn es denn schon einen gibt?

Der Archetyp des Weiblichen wird von uns im Zusammenhang mit der Mutter, dem Mond und der Nacht, dem Meer und der Erde gesehen. Das Weibliche gebiert das Leben und nimmt es wieder auf in seinen mütterlichen Schoß. Die Vorgänge im mütterlichen Schoß entsprechen unseren inneren Erfahrungen, unseren verborgenen Wünschen, Träumen und Ahnungen. Wir
ahnen, dass sich tief in uns in der Dunkelheit des Unbewussten ein Leben im Verborgenen abspielt. Manche wollen es ergründen, andere fürchten sich davor, ignorieren und verdrängen es. 

Das Weibliche im Tarot

Die Frau, die einen Vorhang zu einem heiligen Pfad aufzieht (Symbol 20° Skorpion), stellt über ihre Funktion (Öffnen, Enthüllen, Zusammenfügen) eine Verbindung zur ägyptischen Muttergöttin Isis in ihrer Rolle als Priesterin des inneren Tempels her. Wir kennen sie aus dem zweiundzwanzigstufigen Tarot, wo sie als Hohepriesterin (II) mit einem Buch oder einer Schriftrolle vor dem Vorhang zwischen den Säulen der Polarität sitzt. Auf dieser zweiten Bewusstseinsstufe wird der Mensch zum Suchenden nach der Heiligen Lehre und dem Heiligen Pfad.

Karte III zeigt sie als Große Mutter, Herrscherin oder Kaiserin ohne Schleier. Die zwei Welten Geist und Stoff sind in ihr vereint. Darum erscheint sie sowohl als Sternengöttin als auch als Erdgöttin. Sie hat die Macht, die beiden Welten zu trennen und zu verbinden. Es hängt von ihr und ihren Gesetzen (siehe Karte VIII Maat) ab, ob ein Geist sich in dieser Welt verkörpert oder ob ein verkörperter Geist sich wieder von der materiellen Welt ablöst und für diese Welt „stirbt“. Sie erscheint im Bild der Isis-Hathor, als Dementer und Kore, als geflügelte Jungfrau und Stella Maris. Auf der dritten Bewusstseinsstufe erforscht der Suchende die Geheimnisse der Natur und entdeckt die Einheit von Körper-Seele-Geist.

Auf der achten Bewusstseinsstufe zeigt sich der Archetyp des Weiblichen im Bild der Schicksalsgöttin (VIII) und des karmischen Ausgleichs, auch Göttin der Gerechtigkeit und ägyptische Maat mit dem Schwert in der Hand. Der Mensch ist aufgefordert, in seinem Inneren eine endgültige Ordnung zu schaffen, die aus dem Unbewussten aufsteigenden Inhalte zu ordnen und zu analysieren, das Unrechte vom Rechten zu trennen, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden sowie einen Ausgleich für seine schmerzhaften Erinnerungen zu schaffen. Er wendet sich seinen eigenen Fehlern zu und erkennt, dass es für jede Handlung eine gleiche und entsprechende Reaktion gibt (karmisches Gesetz von Ursache-Wirkung).

Nach dem Erreichen eines objektiven Bewusstseins (VIII), der stillen, doch intensiven Arbeit an sich selbst (IX) und  dem Kampf mit den Schicksalsmächten (X) erfährt der Mensch die Kraft des Weiblichen als innere geistige Stärke (XI). Er wandelt seine niedere, triebhafte Natur, die mächtige Kraft des Körpers und der beiden sexuellen Ströme durch liebevolle Annahme – nicht durch Gewalt, wie es die unerlöste männliche Kraft gewohnt ist zu tun. Sieger ist die schöne Frau, die den Löwen besiegt hat. Sie steht für die LIEBE. Die Liebe im Menschen ist nun zur größten Kraft der Welt gewachsen. Sie ist das Leben, die schöpferische Lebenskraft (Kundalini) und die Kraft des Seins. Liebe ist ab jetzt der innere Drang nach Einheit.

Ab dieser Stufe ist alles anders. Der Tod (XIII) zerstört alle Scheinwelten und Schein-Ichs, erschüttert das alte Weltbild und befreit die Seele. Der Zusammenbruch des Alten ist die notwendige Bedingung für den Durchbruch des Neuen, Ursprünglichen.

Die alchemistische, verschmelzende Kraft der Liebe beginnt zu wirken, zeigt sich im Bild eines androgynen Wesens oder Engels der Mäßigkeit (XIV), der die beiden kosmischen Hauptströme männlicher und weiblicher Energie mischt bzw. – was noch wesentlich schwieriger ist – im Zustand einer ständigen Ausgewogenheit hält. Auf dieser vierzehnten Stufe ist der Mensch in der Lage, die beiden schöpferischen Kräfte nach seinem Willen zu lenken und damit große Transformationen in sich selbst hervorzurufen. Körperkräfte können in geistige Kräfte umgewandelt und höhere Bewusstseinsstufen erreicht werden.

Im nächsten Bild der Sterne (XVII) wird Isis zur Quelle der Lebenswasser für alle Seelen. Wieder ist sie die Himmels- und Sternenkönigin, die die kosmischen Lebensströme, die universelle Liebe, auf die Erde leitet – diesmal ist sie nackt, ein reines, göttliches Urbild (Archetyp), und völlig offen. Die himmlischen Qualitäten der Seele sind voll erblüht und entfaltet. Alle unbewussten Inhalte sind bewusst und geklärt. Die Göttin verbirgt nichts. Sie ist ein Urbild der reinen und strahlenden menschlichen Seele, die mit dem Kosmos verbunden ist. Nach dem Zusammenbruch, dem Tod seiner Persönlichkeit und dem Wegnehmen aller Schleier, ist vom Menschen nichts anderes mehr übrig, als das, was er in der absoluten Wirklichkeit ist, ER SELBST – lebendiger Geist. Auf dieser Stufe besitzt er zwar noch nicht die beiden kosmischen Lebensströme, doch er kann sie beherrschen und lenken. Seine Erfahrungen des langen Weges und seine gesammelten Weisheitsschätze gibt er nun andere weiter, spendet positiv-männliche Kraft, wie Mut, Begeisterung und geistige Anstöße, und schenkt negativ-weibliche Kraft in Form von Trost, Verständnis und Liebe.

Isis als große Einweiherin an der Schwelle

Karte XVIII, der Mond zeigt den endgültigen Übergang über die Schwelle, den Zustand zwischen Tod und Geburt ins geistige Leben. Das hier im Bild Dargestellte entspricht einer Schwellenerfahrung und einem Bewusstseinswandel. Der Durchgang zwischen den hohen Zwillingstürmen (Säulen von Karte II) ist sehr eng (das „Nadelöhr“) und wird von den tierischen Hütern der Schwelle bewacht. Der Mensch ist bereit, endgültig mit seinem Leben in der äußeren Welt abzuschließen. Wünsche und Neigungen werden abgelegt und überwunden. Jegliche Art von Anhaftung und Besitz muss zurückbleiben. Umso lauter begehren noch einmal Ängste und Triebe auf, vor allem der Trieb der Selbsterhaltung und Arterhaltung, Wolf und Hund. Bilder von geliebten Menschen tauchen auf, wollen den Menschen auf dieser Einweihungsstufe bei der persönlichen Liebe packen…

Viele gehen den Illusionen und Trugbildern in die Falle. An dieser Schwelle, wo sie die Möglichkeit haben, in ihrem irdischen, lebendigen Körper ins geistige Leben hinüberzutreten, packt sie blanke Todesangst, jetzt wirklich sterben zu müssen und sie klammern sich verzweifelt an die materielle Welt der Erscheinungen, fallen wieder tief zurück ins materielle Bewusstsein. Für sie ist die Konfrontation mit ihren Urängsten das Stadium einer großen Prüfung. Durch wiederholte Stirb-und-werde-Erfahrungen werden sie lernen müssen, den Tod zu verachten. Notwendig für sie wird der Weg zurück aus der äußeren Scheinwirklichkeit in ihr inneres Selbst (den Teich mit dem großen Krebs): Sie ziehen sich in sich selbst zurück und haben die Chance, ihre seelischen Inhalte und ihr ganzes irdisches Leben zu bearbeiten, zu verdauen und dann eines Tages hinter sich zu lassen.

Der Mensch, der bis hierhin keine der Bewusstseinsstufen ausgelassen hat, weiß, dass es keinen Tod und keine Trennung von Diesseits und Jenseits gibt, sondern nur e i n  Leben, das unsterblich und ewig ist. Wie der strahlende Mond steht dieser Mensch (als reine Seele) hoch über der irdischen Landschaft, über den heulenden Trieben und Ängsten, die ihn nicht mehr beißen können, und über seinem alten persönlichen Leben.
Er befindet sich in einem Zustand, da Geburt und Tod zusammenfallen. Nackt ist er zur Welt gekommen, war einfach da, hatte in seinem Bewusstsein weder Eltern, Freunde noch Besitz. Er erfuhr die Welt als ein zusammenhängendes Ganzes. Ebenso ist es im Moment des Sterbens. Nichts gehört uns und wir gehören niemandem. Nur mit diesem Bewusstsein kann die Schwelle übertreten werden.
Wo die irdische Geburt hineinführt in die Materie und für den herabsteigenden Geist den Tod bedeutet, so führt das Verlassen der irdischen Welt zu einer Geburt in der geistigen Welt, zur  Auferstehung in ein ewiges Leben. Aus irdisch-materieller Sicht scheint es ein Leben vor und hinter der Schwelle zu geben. Ist die Schwelle überschritten, ist die vordergründige Welt des Scheins gestorben und es existiert nur ein ewiges Leben in Gott – das ewige Sein. In allem, was ist, wird das Bleibende, Unvergängliche erkannt.



Isis – die richtende Seele

Auf der nächsten Karte mit dem Titel Gericht oder Auferstehung (XX) ist die Trennung aufgehoben. Es gibt keinen Schuldigen, keinen Ankläger und keinen Richter. Der Mensch hat sich selbst neu ausgerichtet. Er ist im Geiste und im Körper neu geboren und auferstanden. Der neue Archetyp Mensch, der hier zwischen „Vater“ und „Mutter“ aus dem Sarkophag der körperlichen Gefangenschaft aufersteht, ist das „göttliche Kind“, das die Erlösung in sich trägt. Mit dem Todeserlebnis und dem abgestreiften Körper-Ich befreit sich die göttliche Seele gleichzeitig von allen Eindrücken, die sie im Laufe ihres Erdenlebens gesammelt hat. Der Mensch sieht nun ganz klar seine Beweggründe, Taten und die Auswirkungen seiner Taten – ungeschminkt, hüllenlos, ohne Ausreden, Beschönigungen und Schuldzuweisungen. Er richtet sich selbst – und stellt fest, dass er alle Schulden schon bezahlt hat.

Aus der Perspektive des großen Engels, der die Posaune bläst, überblickt er sein Leben und die Welt von oben, aus geistiger Sicht. Er ist leibhaftig in dieser Welt, doch nicht von dieser Welt. Er ist hier wie dort: ER SELBST. Es gibt keine Instanz mehr außerhalb von ihm. Die Posaune ist seine innere Stimme, der Ruf, die Berufung. Er ist sein eigenes Wissen und Gewissen, kennt den Grund seines Daseins auf der Erde. Der Vorhang zwischen den Polaritäten ist verschwunden. Die göttliche Seele offenbart sich als „Neuer Mensch“, als Kind von ISIS und dem wieder zusammengefügten OSIRIS. Der Archetyp SOHN – und ihm ebenbürtig der Archetyp TOCHTER – ist das Kind des Neuen Zeitalters (HORUS). Sohn und Tochter sind das göttliche Kind, der neue im Geiste geborene Mensch, der eins mit dem Weltgeist ist.


Bleibt zuletzt noch das Universum oder die Welt (XXI), die sich als junge, tanzende, nackte Göttin im grünen Kranz der Natur offenbart: Ein Urbild (Archetyp) des ganzen Menschen in seiner Einheit mit dem Universum. Er ist eins mit dem Sein. In allem, was er sieht, schaut er Gott. Die Frau stellt hier den weiblichen Aspekt Gottes dar, Gott als „Mutter“, als sichtbare Schöpfung und Natur (Isis). Sie tanzt im unendlichen Kreis der Zyklen. Untrennbar verbunden mit dem unsichtbaren göttlichen Geist offenbart sie im Tanzen und Kreisen die Einheit des Schöpfers mit seiner Schöpfung.


Bildquellen: (C) Sundra Kanigowski
Tarotkarten nach Oskar Wirth, Crowley/Harris
TAROT, Die 22 Bewusstseinsstufen des Menschen, erläutert von Elisabeth Haich, Drei Eichen Verlag

Sonntag, 29. November 2015

Verbindung von I und S (IS) führt zu Isis und Osiris



Islam und Isis  - etymologisch

Eine männliche Formulierung für den Begriff Islam heißt: „sich Gott unterwerfen“ – eine weibliche Formulierung könnte heißen „sich Gott hingeben“ oder „Frieden finden in Gott“, denn das Wort Islam stammt von der arabischen Wurzel Salam, Frieden, ab. Der göttliche Buchstabe „I“, erinnert an den erhobenen Zeigefinger und den „Fingerzeig Gottes“; das „I“ vor Salam (Frieden) deutet an, dass der Friede ursprünglich aus Gott kommt. Es zeugt von innerer Größe und Aufrichtigkeit, wenn das persönliche Ich des Menschen oder auch der eigene Wille sich in Demut dem transzendenten Willen Gottes und dem kosmischen Grundgesetz übergibt und darin seinen Frieden findet. Es ist ein Eingehen in Gott, der ein Ort und Zustand des Friedens ist.  

I und S, Stab und Schlange,

sind das uralte Symbol der Einheit von Geist und Materie. Die Symbolik von I und S zeigt die schöpferische Zusammenarbeit von männlich-geistiger Zeugungskraft (Phallus, Shiva, Osiris, Djed-Pfeiler, I), die vom Himmel auf die Erde steigt und den Stoff befruchtet, das in ihm ruhende seelische „Schlangenfeuer“, die schöpferisch-weibliche Kraft Gottes (Shakti, Isis, Shekinah, S) erweckt und im subtilen Energiekanal der Wirbelsäule aufsteigen lässt (IS bzw. $). Aus der waagrecht kriechenden Schlange wird eine aufsteigende Schlange der Weisheit (S), die sich mit Osiris, dem Geist der Einheit ($) vereint. In heiligen Schriften ist von der „Aufrichtung“ oder „Erhöhung der Schlange“ oder dem „Aufrichten des Djed-Pfeilers des Osiris die Rede. Dieser Pfeiler steht für die Weltachse (axis mundi), einem Symbol für die Beständigkeit und Dauer des Lebens. Sie steht auch für die menschliche Wirbelsäule, die die verschiedenen Welten, Körper und Bewusstseinsstufen eint. Durch diesen mittleren „Stab“ fließt das vitale feinstoffliche Fluidum, die schöpferische Schlangenkraft.

Vereint und in aufrechter Stellung beschreiben die beiden Buchstaben IS die „Heilige Lehre“, den Abstieg des Geistes über die Seele und die Energie des mittleren Energiekanals zur Materie (I) und den Aufstieg der Materie über die Seele und den Wirbelsäulenkanal zum Geist (S).

Die IS-Rune

Aus der überlieferten germanischen Runenschrift kennen wir die IS-Rune, den magischen Stab mit zwei Polen, der auch zu den Werkzeugen des Magiers auf der ersten Tarotkarte gehört. Der Umgang mit dem Stab der Polarität kann zur Erhaltung und Bewahrung des Individuums beitragen, aber auch zu dessen Isolierung, Verhärtung und Vereisung (Eiszapfen). IS kann bei entsprechender Selbsterkenntnis zu Selbstbeherrschung und einer beständigen inneren Aufrichtigkeit und Zentriertheit führen – dem „bei der Stange bleiben“, wenn der Mikrokosmos Mensch sich in die makrokosmische Weltordnung einfügt.

Somit beinhaltet die Symbolik von IS in entsprechenden Stirb- und Werdezeiten auch das Errichten einer neuen Weltordnung und dem vehementen Widerstand der alten Ordnung. Die Benutzung von Symbolen und Namen – wie dem der Isis – führt bei rechter Anwendung und rechter Motivation, z.B. im Gebet in der Stille und Meditation, zu einer umfassenden inneren Reinigung, zu Selbsterkenntnis und notwendigen Transformationen und einem Entwicklungsdrang. Doch wer sich der Symbole bedient für ein Mehr an Macht und Einfluss in der Außenwelt oder um eine neue Weltordnung mit den alten Mitteln von Gewalt und Terror zu errichten (siehe Dollarzeichen $, allsehendes Auge oder ISIS als Name für eine Terrormiliz), wird den notwendigen Reinigungs- und Transformationsprozess nur beschleunigen.

Isis, Osiris und Sirius

Isis ist eine Verdoppelung der Silbe. Es besteht ein auffälliger Zusammenhang zum Namen Sirius, in dem sich auch die Buchstabenfolge IRI-SUS und UR-IS-IS verbergen. Sirius, unser hellster Fixstern, ist ein Zweisterne- bzw. Zweisonnensystem. Der dunkle Begleiter des hell strahlenden Sirius A wird Sirius B genannt. Er umkreist die strahlende Brudersonne in 50 Jahren und dreht sich dabei einmal um sich selbst. Der Mondkalender und die Sothis-Periode wurden von den Ägyptern nach dem dunklen Sirius-Begleiter berechnet. Sirius wurde in Babylonien sir oder shir, “Bogenstern” genannt und durch alle Zeiten symbolisch als ein nach unten oder oben offener Bogen , als kleiner Fünfstern « und als spitz zulaufendes Dreieck („Drachenzahn“) abgebildet. Der U-Bogen stellt den Zusammenhang mit der Ur-Isis, der Urmutter her. Im alten Ägypten war Sirius von herausragender Bedeutung, taucht im Zusammenhang mit dem Mythos von Osiris und Isis auf und trug auch den Namen Sothis.

Der Autor von Robert K.G. Temple („Das Sirius-Rätsel“) sieht die helle Siriussonne als eine Verkörperung der Isis an und die umkreisende dunkle Siriussonne (B) als Nephtys, Schwester von Isis /Osiris, als Verkörperung des Dunklen, Unsichtbaren.

Der Mythos erzählt, dass Osiris mit Nephtys ein Kind zeugt: den pechschwarzen Anubis-Hund, den Hüter der Schwelle im Totenreich des Westens und das erste Wesen, das den Göttern und Menschen die magischen Mittel für die Wiedergeburt offenbar hat. Anubis überwacht als Priester und „Wegeöffner“ im inneren Tempel die Mumifizierung der Gestorbenen, die Seelenwägung und Mundöffnung sowie den geheimen Ritus des Wiege-Fells. Die dunklen Geheimnisse der ägyptischen Einweihungszeremonien um Tod und Wiedergeburt finden sich auch in der Symbolik der Tarotkarten wieder – zwischen dem Tod (XIII) und der Auferstehung (XX), der Vollendung des alchemistischen Großen Werkes.


Wer ist Isis?

Isis ist sowohl kosmische Sternenmutter als auch Erdmutter, die den durch Seth zerstückelten Körper des Osiris wieder zusammensetzt – dank ihrer Liebe, ihrer magischen Fähigkeiten und der Unterstützung von Anubis. Der Körper des Osiris stellt das Ganze dar, die kosmische Einheit des Geistes, die durch die widerstreitenden, polaren Kräfte zerstreut wird und die jeder Mensch in sich selbst wieder neu strukturieren muss. Sie bringt Leben im Sichtbaren und im Unsichtbaren hervor. Sie entscheidet auch, wann der Schleier zwischen den beiden Welten fallen darf.


Ihre unsichtbaren Formen stehen mit ihrem Bruder-Gemahl Osiris in Verbindung und ihre sichtbaren Formen mit ihrem Sohn Horus, den sie mit dem verstorbenen Osiris zeugte, indem sie dessen unauffindbaren Phallus nachbildet und ihn heiligt. Isis steht als aktive, weiblich-schöpferische Kraft immer hinter Osiris (in der passiven Rolle) und schützt ihn; sie aktiviert mit ihren Flügeln die Vitalität des Gottes. Sie kennt die Mittel der Verjüngung und bringt alle Dinge zu ihrem Ursprung und zur Wiedergeburt zurück. Sie ist der Thron, auf den sich jede Macht stützt. Als Göttin der Ordnung und Gerechtigkeit (Maat) repräsentiert sie die Intelligenz der Materie und das Wissen um die Weltordnung (Kosmos).

Isis offenbart die hermetische Weisheit und die Lehren des THOT, führt in die Geheimnisse der Mysterien ein, lehrt die Menschen, heiliges Wissen zu erlangen, profane Dinge zu heiligen und die individuelle Seele mit dem Osiris, dem Ganzen, zu vereinen. 


Es geht nun weiter mit der Isis und ihrer Symbolik im Tarot.
Sundra




Bildquelle: (C) sundra
Verwendete Literatur: 
Fernand Schwarz ""Ägypten - Die Kraft der Symbole"VErlag Filosofica, Graz 2010
Gabriele Quinque "Tempelschlaf - Grundlagen der Trance-Arbeit", param Verlag, 2003
Elisabeth Haich "Tarot" Drei Eichen Verlag, München, 1971



Der Schleier der Isis 20° Skorpion



Der Neumond vom 11.11.2015 aktiviert den Punkt 20° Skorpion (230. Grad im Tierkreis) mit dem Sabischen Symbol[1]
 
„Eine Frau zieht zwei dunkle Vorhänge am Zugang zu einem geheiligten Pfad auf.“

Der 20. Grad, mit dem das zweite Dekanat des fixen Wasserzeichens endet, ist erfahrungsgemäß ein schwieriger und kritischer Grad mit einer Mars/Pluto-Prägung (Hilble). 

Als Gruppenschicksalspunkt (Döbereiner) ein Mond/Pluto: leidenschaftlicher Ausbruch tief verdrängter Inhalte; Durchbruch innerer Bilder, die nach Gestaltung drängen; intensives Wahrnehmen unbewusster Botschaften; Urängste u. Kindheitstraumata brechen durch; die Befestigungsdämme der Vernunft werden eingerissen - der Schleier weggerissen.

Gebären, Fortpflanzen und Sterben sind in vollem Gange – vor Jahrhunderten und Jahrtausenden ebenso wie jetzt und in der Zukunft. Doch an diesem Punkt wird eine schöpferische Wirklichkeit geboren, ein neuer Archetyp, das neue Urbild des Menschen, dessen Zeit nun gekommen ist: der Sohn Horus, das Kind von Isis und Osiris. Wenn die menschlichen Bindungen dieses Urerlebnis des Gebärens nicht zulassen oder verhindern wollen, kommt es zu einem leidenschaftlichen Ausbruch aus dem alten Milieu - auch aus dem alten ideologischen und geistigen Milieu. Das ist das schöpferische Potenzial des letzten NEUMONDS vom 11.11.2015.

Johann Hilble[2] beschreibt diesen 20. Skorpiongrad als 
„Punkt mit Urenergie, oft radikal, umwälzend bis unmenschlich“, der zu einer „Begegnung mit den Leichen im eigenen Keller“ führt. Ebenso als

„Metamorphosegrad; Leidenschaftspunkt; Stirb- und Werdeprozess;
karmische Öffnung; schicksalhafter Zwang;
Affinität zu Ereignissen mit schockierendem Charakter;
Urängste steigen (wieder) auf;
Chance zur Befreiung von alten Zwängen;
Opferungsthematik des Individuums zugunsten der Erhaltung der Art;
schwarze Magie (‚Hexenpunkt’)“.

Die Aktivierung dieses karmischen Öffnungspunkts bringt noch in der Neumondphase (zwei Tage später) die Gewalttaten einer ganz anderen ISIS ans Licht, einer Terror-Organisation, die sich Islamischer Staat nennt und nur aus männlichen Kriegern und brutalen Mördern besteht. Keine Spur von der müttlerlich-liebenden altägyptischen Göttin. Zeigt die Göttin ihr anderes dunkles Gesicht, spiegelt sie nur unseren projizierten Schatten wider, oder wollen sich die unreifen Muttersöhnchen mit diesen Gräueltaten von ihren leiblichen Vätern und deren Indoktrinationen befreien und an die Stelle der alten Ideologien ihre eigenen etablieren?

Die selbst ernannten ISIS-Söhne verachten das Leben und das Weiblich-Mütterliche; sie verachten ihre Ursprünge und stürzen sich ohne inneren Halt in den gefährlich rasenden Fluss der Beschleunigung unserer Zeit. Mit Macht und Gewalt wollen sie den männlichen Geist in die Erde rammen. Sie setzen das Werk der Väter fort und morden die Mütter. Dann morden sie die Väter und schließlich die eigenen Brüder und sich selbst. Das Sterben greift um sich. Trotz aller äußeren Gelehrsamkeit und Bildung ist der innere Mensch leer und unerfüllt. Ihm fehlen die göttlichen Urbilder des ursprünglichen Zusammenhangs. Wenn der Schleier des äußeren Götzentums zerreißt – was bleibt dann?
Innere Zerrissenheit?
Sinnlosigkeit?
Nihilismus?

Brauchen wir diese Erfahrung, um wieder zur ursprünglichen Heiligen Lehre zu finden, zum Archetyp des ursprünglichen Menschen und zum lebendigen Mythos von Osiris und Isis, der in uns lebt und durch uns wirkt?

Wie unreif, wild und unmenschlich diese Horde irregeleiteter „Isis-Söhne“ uns auch erscheinen mag, sie sind ein verzerrtes Bild der lange unterdrückten, verdrängten, schöpferischen Geisteskräfte, die mit aller Macht die alte Weltordnung kalter Unmenschlichkeit und Härte zerstört, um die wahren Bedürfnisse der Menschenseele ans Licht und ins Bewusstsein zu bringen.

Kriege, Töten und Morden waren und sind weiterhin an der Tagesordnung – nur nicht mehr so fern wie im Fernsehen, sondern nah und näher. Das Unmenschliche, der Brudermord, kriecht unter die Haut und geht uns an – wo wir doch alle eine Vision oder zumindest eine Ahnung von der Verbrüderung und Ebenbürtigkeit aller Menschen haben… doch vor der Hinterfragung unserer Motive bis in den letzten Winkel drücken wir uns. Ein bisschen mehr Angst, Schrecken und Terror und ein bisschen näher als nur im „fernen Osten“ – und schon wachsen die nationalen Egodrachenhälse gleich meterweit in die Höhe, beharren auf mein und dein, bauen ihre Mauern höher, rüsten auf, schießen schärfer und verbrüdern sich untereinander, um den „bösen Feind“ da draußen gemeinsam auszurotten. Dabei schießen sie nur auf ihren eigenen Schatten, töten sich selbst und ihre eigenen Brüder, fallen zurück in primitive Verhaltensweisen. Der Feind ist in ihnen; der Feind ist in uns. Da sind die Urbilder unserer Märchen und Mythen wesentlich gehaltvoller!

Man könnte beinahe glauben, das Leben der Welt und die Beschäftigung der Menschen bestehe nur aus dem Jagen und Fangen von Feindbildern, die als Schatten auf Wände und Vorhänge geworfen werden. Jeder Ball, den wir auf diese Schattenziele werfen, die an bestimmten Objekten haften, kommt zu uns zurück – in derselben Dynamik und Absicht, mit dem wir ihn geworfen haben.

Der Feind tritt immer dann in Erscheinung, wenn es an der Zeit ist, ihn zu lieben.

Ich erinnere mich an das Feindbild Osama Bin Laden im Zusammenhang mit dem 11.9. 2001. Fünf Wochen v o r dem Attentat auf das WTC bin ich im TRAUM (4.8.2001) auf einem Botschaftsball und tanze einen Tanz nach dem anderen mit meinem neuen Geliebten, dem ägyptischen Staatspräsidenten, der aber aus Saudi-Arabien stammt und gar nicht wie der ehemalige Präsident Nasser aussieht … Ein paar Tage nach dem Anschlag sehe ich das Foto von Osama bin Laden in der Zeitung mit genau den Beschreibungen und Informationen, die ich im Traum über ihn und seine Angehörigen erhalten habe. In seinem Bild erkenne ich sofort meinen Traumgeliebten wieder und bin im ersten Moment total verwirrt wegen meiner tiefen und starken Sympathie.

Ich tanze also mit dem Feindbild der ganzen Welt – schon Wochen vor seiner öffentlichen Deklaration als solcher! Ich sympathisiere im Innern mit einem Terroristen und einem mächtigen Archetypen. Durch die Liebe zu ihm wandelt sich das Feindbild in das des Geliebten. Wir träumen vom Feind, wenn es Zeit wird ihn zu lieben.

Dabei könnte der Tanz mit dem Feindbild auch lehrreich sein und mit der Erlösung und Entzauberung des Bösen enden – wie im Märchen „Die Schöne und das Biest“. Doch dazu müsste der Mensch seelisch rein sein und lieben können. Das kann er erst, wenn er sich selbst bis auf den Seelengrund erforscht und gewandelt hat. Er wird alles in sich selbst entdecken, was er dem „Anderen“ anhängt oder angehängt hat. Im Bild des karmischen Ausgleichs fällt der eigene Schatten zurück auf den Urheber.

  
Das Mysterium von Tod und Wiedergeburt als Heilige Lehre

Im Zeichen Skorpion geht es um das Mysterium von Tod und Wiedergeburt, um den Transformationsprozess des Stirb und Werde in den niederen Körpern des Menschen. Tod und Geburt bzw. Wiedergeburt gehören zum Mysterium des Weiblichen, das nicht nur von Frauen erlebt wird. Alles Leben kommt aus den Urwassern und seinem dunklen Schoß.

Jeder Mensch hat Erinnerungen an den dunklen Ort und Zustand, den wir „vorgeburtlich“ nennen – wenn er auch den meisten von uns unbewusst ist. Der schöpferische Akt – die Zeugung, Befruchtung und das Heranwachsen eines neuen Menschenkinds im Leib der Mutter oder der Erde – vollzieht sich im Dunkeln und Unbewussten. Mit der Geburt erscheint das neue Menschenkind auf der Erde, und beim Tod verschwindet das individuelle Leben wieder aus der Sichtbarkeit.

Verlässt ein schöpferischer Gedanke (scheinbar) die geistige Welt und begibt sich zum Zwecke der Verwurzelung (Einpflanzung) mittels der Seele in die Erde, umgibt sich der Geist mit einer dichteren Schwingung und legt den so genannten Schleier der Natur (Maya) an. Der Archetyp Mensch nimmt eine Form an. Beim Sterben befreit sich der Geist von der geliehenen Form, legt das irdische Kleid ab und steigt mittels der Seele wieder hinauf in die himmlischen Sphären, in denen er ebenfalls seit Anbeginn der Schöpfung „eingepflanzt“ oder verwurzelt ist.

Für den Vorgang des zyklischen Kommens und Gehens[3] werden viele Metaphern bebraucht, so auch das Bild eines Durchgangs, einer Verbindungstür oder Pforte zwischen Jenseits (Himmel) und Diesseits (Erde). Wenn die Menschenseele die geistige Welt verlässt, wird sie im Irdischen geboren und willkommen geheißen. Verlässt sie die irdische Welt durch dieselbe Tür, wird sie von den Hierbleibenden verabschiedet – sie „stirbt“ für die Welt – und wird in der geistigen Welt wiedergeboren. So verhält es sich auch mit dem Vorhang, der Zusammengehöriges trennt und in zwei Seiten spaltet – in ein Vorher und ein Nachher, in Hier und Dort, Inneres und Äußeres, Ich und Nicht-Ich, Sichtbares und Verborgenes.  


Schöpfung als Fortdauer (Sein) und Entwicklung (Werden)



Das Verlassen und die Trennung sind nur scheinbar. Es gibt nur eine Welt, einen Raum. Es gibt keine Trennung von Himmel und Erde, Geist und Materie. Auch der irdisch erscheinende Mensch als Mann oder Frau ist und bleibt innerlich verbunden mit dem Archetyp Mensch, dem höheren Menschen des Ursprungs, der als Urbild das Ganze ist: Vater, Mutter, Sohn und Tochter. Der ganze Mensch ist im Irdischen wie im Himmlischen verwurzelt. Er ist ein Kind von Himmel und Erde und trägt das Archetypische von Yang und Yin in sich.

Einerseits ist der Archetyp Mensch seit Anbeginn der Schöpfung eine vollkommene Schöpfung in Einheit mit dem Schöpfer, kann sich als solche ständig neu erschaffen und sorgt auf diese Weise für einen andauernden Schöpfungsprozess. Andererseits geschieht mit dem SEIN auch das WERDEN, die Entwicklung, wenn der Mensch nach erfolgter Individuation die verstreuten Einzelteile wieder einsammelt und zum Ganzen zusammenfügt. Hiermit beginnt der Mensch in seinem Kindstadium des Geistes. Er ist Kind mit einem schöpferischen Potenzial unentfalteter Möglichkeiten, das alles noch vor sich hat und zu dem heranreift, was es bereits vom Ursprung her ist: ein Sohn oder eine Tochter des Himmels und der Erde – sprich ein ganzer Mensch.

Die Bestimmung des irdisch erscheinenden Menschen kann demzufolge nur sein, das ihm eigene innere Urbild als Sohn oder Tochter von Himmel und Erde zu verwirklichen. Er darf sein volles schöpferisches Potenzial entfalten und bedingungslos aus ihm schöpfen, sich bewusst wieder mit den göttlichen Ursprungskräften vereinen. Obwohl seit Ewigkeiten auf der Seinsebene mit dem Archetypus vereint, ist er auf der Entwicklungsstufe ein Kind des neuen, in ihn eingepflanzten Urbilds. Er ist sich der schöpferischen Anlagen seiner Ganzheitlichkeit noch nicht bewusst, ebensowenig der damit verbundenen Mündigkeit und Verantwortung. Die meisten Menschen sehen sich als Anhängsel und Produkt ihrer leiblichen Eltern und sind es auch; sie leben nur eine Hälfte ihres Daseins, die Verwurzelung im Irdischen. Zu den Urbildern (Archetypen) im Inneren und seinem schöpferischen Potenzial, sich selbst zu erneuern, hat der äußere Mensch keinen Kontakt, sehnt sich aber unbewusst danach.

So wie es äußere, leibliche Eltern gibt, gibt es Vater und Mutter auch als Archetypen im inneren, ursprünglichen Bereich des Menschen. als innere geistige Urgestalten. Es sind Himmel und Erde oder Yang und Ying. Sie entsprechen den zwei großen schöpferischen Urströmen im Menschen, dem Geist des elementaren und biologischen Lebens (Erde) und dem Leben des Geistes (Himmel). Geistig im Sinne von ursprünglich-archetypisch sind sie beide.

Hinter den Vorhang schauen

Aktiviert durch den aktuellen Neumond ist es also für die Menschheit an der Zeit, den Schleier zu lüften und auch das Hintergründige, Unsichtbare und bisher Unbewusste zu integrieren. Wenn es an der Zeit ist, ist der Mensch auch vorbereitet oder er wird durch das Geschaute und Erlebte vorbereitet.

Es heißt in den antiken Mysterien: Wenn ein sterblicher, das heißt ein unmündiger, unerwachter Mensch den Schleier der Natur (Isis) lüftet, wird er vom Geschauten so schockiert sein, dass er stirbt oder als Geistesgestörter den Tempel verlässt. Es kann aber auch vorkommen, dass ein neurotischer oder gemütskranker Mensch gerade durch die negativen, erschütternden Erlebnisse gesund wird oder seine Lebensweise radikal (an der Wurzel!) ändert.

Unserem täglichen Leben fehlt eindeutig die lebendige Beziehung zu unseren geistigen Ursprüngen. Es fehlt die bewusste Beziehung zu den Urbildern. Auch wenn wir sie leugnen, leben, wirken und existieren sie – sowohl innen als auch außen. Es mangelt dem Menschen an tieferen und höheren Bewusstseinszuständen. Es mangelt an Selbsterkenntnis und vor allem am inneren Halt in dieser rasenden Zeit des Wandels und der Beschleunigungen.


Wie steht es mit unserer himmlischen und irdischen Verwurzelung, mit der Verwirklichung der inneren Urbilder von Vater und Mutter?  Sind wir uns bewusst, dass wir Götter sind? Sind wir uns unserer wahren Herkunft und geistigen Urbilder bewusst? Sind wir bereit, als Persönlichkeit und Individuum zu sterben – als Produkt unserer Rasse, unserer Kultur und leiblichen Ahnen – und das Urbild des schöpferischen Menschen zu verwirklichen?  


Im nächsten Eintrag untersuche ich das Bild der Isis – mit und ohne Schleier.
Sundra

 Alle Bilder (C) Sundra


[1] Dane Rhudhyar: Astrologischer Tierkreis und Bewusstsein, Hugendubel Verlag, München 1984
[2] Hilble, Johann: Faszination Geburtszeitkorrektur, Books on Demand ISBN 3831104042
 [3] Inkarnation (Fleischwerdung), Kreislauf von Tod und Wiedergeburt

Montag, 16. November 2015

Der Neumond vom 11.11.2015 für Paris/F – eine Untersuchung

Auch:

Gedanken zum "Schleier der ISIS" nach den Terror-Attentaten von Paris am 13.11.2015

 Astrologisch wird das fixe Feuerzeichen Löwe den Ländern Frankreich und Ägypten zugeordnet, auch der Hauptstadt Paris. Paris ist nicht nur die Stadt der Liebe, Romantik und Eleganz, in der Blütezeit des Mittelalters war sie auch die Stadt der Alchemie.

In der astrologischen und alchemistischen Symbolik ist der Löwe ein Bild des Schwefels, der ichzentrierten, bewussten Lebenskraft und seelischen Wandlungssubstanz (Seelenstoff).  Diese innere Stärke liegt dem Neumond-Horoskop für Paris als IC zugrunde: ein mutiges selbstbewusstes Potenzial, große Liebeskraft und die Fähigkeit, die verschiedenen Extreme seiner Triebnatur (Leidenschaft, Macht- und Herrschertrieb) zu zähmen und zu wandeln.
Während alle Planetenstellungen und auch das Aspektbild mit dem Neumond-Horoskop für Berlin und andere Hauptstädte gleich bleiben, verändern sich mit jedem anderen Ort der Erde die vier Eckpunkte von Aszendent-Deszendent, Imum Coeli und Medium Coeli.

Ich suche wieder den Einstieg über die Sabischen Symbole und beginne mit der Anlage, dem AS.

AS 20° Zwillinge (mit Quinkunx zum SO/MO-Neumond 20° Skorpion): 
"Eine moderne Cafeteria bietet eine Fülle von Speisen, Produkte verschiedenster Regionen, an."

Am Ende jeder Fünfersequenz (der Tierkreisgrade) wird eine mögliche Synthese oder die Vorbereitung für eine neue Ebene gezeigt. In diesem Symbol geht es um den nährenden Aspekt der „Großen Mutter“, um die Aufnahme einer Fülle an physischer, seelischer und intellektueller Nahrung.
Der Mensch der Moderne steht am Ende eines Kulturzyklus und einer Zivilisationsepoche. Lebensmittel, Mittel zum Lebensunterhalt und zur Unterhaltung des Menschen erscheinen  heute im Bild der Cafeteria und eines abwechslungsreichen Angebots in der Unterhaltungsindustrie. Wir sind heute in der Lage, Produkte der ganzen Welt einzukaufen, zu sammeln und zu uns zu nehmen. Der Handel mit allen Ländern der Welt ist möglich. Das zur Verfügung stehende Sortiment an Unterhaltung, Lebensmitteln, Wissen, Informationen und Produkten für Körper, Seele und Geist ist groß. Die Fülle an Abfall in den weiter wachsenden Großstädten ist ebenso groß.

Mögliche Fragen: Wächst und reift der Mensch an der Vielfalt von Produkten, die er in sich aufnimmt, an dem Wissen und den Erfahrungen, die er täglich konsumiert? Wandelt er sich? Kann er ein anderer werden? Ist er in tausenden Jahren jemals ein anderer geworden, als er war? Nach der Entsprechung wie oben so unten, wie innen so außen ist der Mensch das, was er isst.

Kann der Mensch in diesem Stadium der Äußerlichkeit (im Zeichen Zwillinge) schon unterscheiden, was ihm bekommt und was nicht… was er wirklich zum Leben braucht? Er mag verwirrt sein wegen der Fülle, er kann übersättigt sein und Probleme bei der Integration oder Verdauung haben.

Kann der Mensch im Hinblick auf die anstehende notwendige Integration diese FÜLLE, eine beinahe beängstigende Vielfalt an menschlichen Eigenschaften, Funktionen und Lebenserfahrungen überhaupt AUFNEHMEN geschweige denn ordnen, analysieren, bewältigen? Denken wir an den Schmelztiegel Paris...

Die Frage ist auch, inwieweit er mit seinem Konsum- und Nahrungsverhalten zu einem Ungleichwicht in der sozialen Struktur der Welt beiträgt, die Kluft zwischen arm und reich vergrößert, die planetaren Ressourcen plündert? Ist er bereit und in der Lage, den Reichtum gerecht zu teilen und eine natürliche Versorgung aller Menschen auf diesem Planeten zu garantieren?

Das vielfältige Angebot in der Großstadt zur Versorgung vieler Menschen mit mehr oder weniger nahrhaftem Stoff führt zur Notwendigkeit einer aktiven Vorsorge für die Zukunft – im Symbol des Deszendenten.

DS 20° Schütze = "In einem altertümlichen Dorf des Nordens schlagen Männer Eis aus einem gefrorenen Weiher, um es im Sommer zu gebrauchen."

Den Tätigkeiten des modernen Menschen mit seiner Fähigkeit des Handelns, Aufteilens und Verteilens von Lebensmitteln aller Art wird ein altertümliches Dorf gegenüber gestellt: Die Männer des Dorfes tun sich zu harter Arbeit zusammen und treffen VORSORGE für die Zukunft. Es ist Winter, der Dorfweiher ist zugefroren. Der Handel mit den Nachbarn ist erstorben. Das Dorf ist isoliert und auf sich allein gestellt. Der Norden und der Winter stehen für die spirituelle Welt, die äußerlich mit Dunkelheit, Leere und eingefrorenen Beziehungen assoziiert wird. Der Umgang mit natürlichen Ressourcen ist hier gefragt. So wie der Mensch es versteht, sich auf einen jahreszeitlichen Wechsel von Wärme und Kälte in der Natur einzustellen und aus allen Hindernissen etwas Nützliches „herauszuschlagen“, wird er auch in der Lage sein, mit größeren Wandlungszyklen umzugehen.

Das Ernährungs- und Wohnproblem der vielen eingewanderten Flüchtlinge im eigenen Land sowie aller Migranten in Europa kann beispielsweise zu so einer großen und schwierigen Aufgabe werden, für die manche Bequemlichkeit und Gewohnheit geopfert und manche Härte ertragen werden muss. Jeder muss entsprechend seiner Fähigkeiten den ihm gemäßen Platz finden und seine individuelle Fähigkeit zum Wohl der Allgemeinheit einbringen. Dieses Symbol betont die Notwendigkeit einer aktiven Zukunftsplanung und weisen Voraussicht.

Auch das französische Volk muss Zugeständnisse machen (wie beim Neumond-Horoskop für Deutschland), das Wohl der Allgemeinheit kommt vor dem des Individuums und der persönlichen Freiheit. Wenn alle sich zusammentun, wie die Männer im Beispielsymbol, können sowohl die Einzelnen der Gruppe als auch die Gruppe selbst ihre besonderen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Manche Lösungen können nur im Team bewerkstelligt werden – wie das Sprengen von alten Grenzen oder das Herausschlagen von harten Eisbrocken, um an das fließende Lebenswasser im gefrorenen Dorfbrunnen zu kommen.

Welches grundlegende Handeln ist notwendig, um optimale Lösungen in Bezug auf die Versorgung und den Unterhalt aller Menschen in der Zukunft zu sichern?  Auf welche tragende Kraft kann sich Frankreich in dieser Zeit berufen?

IC 18° Löwe = "Ein Chemiker führt vor seinen Studenten ein Experiment durch." 

Der Alchemistengrad (18° Löwe) am Punkt der seelischen Wurzeln (Löwe-IC) kann bedeuten, dass sich die Menschen in Frankreich ihres königlichen Erbes und ihrer alchemistischen Fähigkeiten bewusst werden sollten. Alchemie ist eine Methode zur Transformation des Menschen und meint symbolisch die „Verwandlung von Blei in Gold“, was einer Läuterung gleichkommt. Der Mensch hat die Fähigkeit, seine irdische, sterbliche und biologische Natur zu kontrollieren und sie in geistige Energie umzuwandeln. Denn der Mensch ist ein Sprössling des göttlichen Geistes. Seine wahre Natur ist reiner Geist.
Die aktuelle Situation für das französische Volk gleicht einer Schulungssituation, einem Experiment. Wir mögen das Land und vor allem auch die Stadt Paris als einen großen Schmelztiegel von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Prägung und Kultur sehen. Was geschieht nun, wenn die Gemüter sich an einem konträren Thema (dem Thema mein und dein) entzünden und erhitzen, wenn sie gegeneinander kämpfen statt füreinander wirken? Was sehen und erleben wir, wenn der Schleier der Unwissenheit fortgezogen wird - wie es das Neumond-Symbol verheißt?

Nun, wir haben es inzwischen miterlebt und mitgefühlt – zwei Tage nach diesem Neumond… Es ist keine neue Erfahrung, sondern eine uralte... die so alt ist wie der Mensch. Jeder Mensch ist unter gewissen Bedingungen zu so einer Tat fähig. Es gibt keinen Menschen, der nicht für diesen furchtbaren Akt der Grausamkeit mitverantwortlich ist.

 URANUS - der Große Alchemist

Der große Chemiker und Alchemist des neuen Zeitalters erscheint als Planet URANUS mit geballter zerstörischer Kraft als geistiger Herrscher des Feuerzeichens WIDDER. Uranus sprengt jede Art von UNTERDRÜCKUNG, GEWALT, MANIPULATION und MISSBRAUCH der schöpferischen Kräfte. Alles, was jemals von Menschen und der Menschheit unterdrückt worden ist, wird durch Uranus wieder hervorgeholt und schlägt mit ebensolcher unbarmherzigen Kraft nach dem Prinzip des Bumerangs wieder zurück auf den Urheber.

Uranus ist gegen religiöse Unterdrückung, gegen imperialistische Unterdrückung durch Regierungen, gegen Unterdrückung der Sexualität, Unterdrückung der Schwachen durch die Starken, Unterdrückung des Körpers und seiner Bedürfnisse, die Unterdrückung von Krankheiten durch chemische Drogen und gegen die Unterdrückung von Wissen. Da gibt es noch viel zu läutern und zu wandeln.

Die Bestimmung – das 10. Haus
„Die geheimen Beweggründe eines Menschen werden öffentlich enthüllt."

Für Paris/F gilt ebenso wie für Berlin/D ein Wassermann-MC mit Fische-Neptun im 10. Haus und dem Herrscher Uranus im Widder, hier im 11. Haus geistiger Erneuerung. Hier bringt Uranus alle dunklen Machenschaften ans Licht.

Das Sabische Symbol für MC 18° Wassermann lautet: „Die geheimen Beweggründe eines Menschen werden öffentlich enthüllt." An anderer Stelle wird das Symbol so formuliert:
„Ein Mann nimmt seine Maske ab.“ Der höchste Punkt im Horoskop (MC) enthüllt das Werk oder Amt eines Menschen oder eines Landes, zeigt das Ziel und Schicksal an, das ihm bestimmt ist, die überpersönlichen, regierenden Kräfte, die seinem Dasein einen Sinn geben.

Die Enthüllung kann sich auf bisher Geheimgehaltenes beziehen, auf Geheimnisse der Regierung, des Präsidenten, auf die Publikation eines Verhaltens in der Vergangenheit, für das "man" sich schämt, für das man sich schuldig fühlt. In der heutigen Zeit der Telekommunikation und sozialen Netzwerke wird es immer schwieriger für das Individuum, seine private Vergangenheit oder seine tieferen Beweggründe geheim zu halten. Der Kampf zwischen der Macht der Gesellschaft und den Rechten des Individuums führt schließlich zu einer Niederlage des Individuums. Die tiefsten Geheimnisse des Menschen werden erforscht, analysiert und veröffentlicht, seine Psyche, sein Unbewusstes, seine Gedanken, sein Kauf- und Konsumverhalten, etc.

Hier besteht eine innere Verbindung zum Dunkelmond-Symbol SONNE und MOND auf 20° Skorpion: „Eine Frau zieht zwei dunkle Vorhänge am Zugang zu einem geheiligten Pfad auf.“ In den Mysterien heißt es: Wer unvorbereitet (als Sterblicher) den Schleier der Illusion hebt, ist des Todes. Denn was dort zuerst geschaut wird, ist das Antlitz des Todes, der schreckliche, dunkle Aspekt der mütterlichen Göttin Isis: das Gorgonenhaupt, der verschlingende dämonenhafte Drache, Terror und Grauen. Wir werden mit unseren abgespaltenen, projizierten Eigenschaften konfrontiert. Der Schock, dieses unverhüllte Bild von uns selbst zu sehen, ist so groß, dass wir sterben können.

Und im übertragenen Sinne war dies der Sinn der antiken Mysterien: Der Mythos von Isis und Osiris wurde auf so eine dramatische Weise aufgeführt, dass die Zuschauer emotional in das Geschehen eingebunden waren… den Vorgang des Enthüllens, des Sterbens und der Wiedergeburt leibhaftig miterleben konnten. Sie verließen den Tempel innerlich gereinigt (von Schuld) und von geistiger Kraft aufgeladen.
In seiner Ballade „Das verschleierte Bild zu Sais“ lässt Friedrich Schiller einen von Wissen getriebenen Jüngling in die ägyptische Stadt Sais reisen, um sich von einen Priester in die Mysterien einweihen zu lassen. Er lüftet den Schleier… und wird am nächsten Morgen tot vor dem Bild der Göttin, der Isis-Statue, aufgefunden. Es ist nun an der Zeit, dem Menschen seine eigenen Motive zu enthüllen, vor allem dem Menschen, der sich selbst für „gut“ und die anderen für „schlecht“ hält, der Unterschiede macht zwischen Mensch und Mensch, zwischen mein und dein, zwischen Gewalt im außen und dem Wunsch nach Gewalt und Vergeltung im geheimen…. dem Menschen, der den Frieden will und heimlich (oder unbewusst) Gewalt sät. Er unterscheidet sich nicht von dem Menschen, der bewusst Gewalt sät.  

Anthrowiki zum verschleierten Bild der Isis: 
Anthrowiki zu den ägyptischen Mysterien 

 
Paris am 13.11.2015 und danach

Wir haben miterlebt, was geschieht, wenn der Vorhang der Dualität – in den Mysterien heißt es „der Schleier der Isis“ – beiseite gezogen wird: Wir werden mit unserer Angst konfrontiert und mit all den hässlichen, dunklen Seiten von uns selbst, die wir uns bemühen, im Alltag zu verbergen, die wir nach außen projiziert haben - auf die anderen.
Kann der Mensch, der dies alles selbst ist, diesem Anblick und diesen Enthüllungen standhalten, ohne gleich wieder zur Waffe gegen seine Mitmenschen (Brüder) zu greifen, ohne Vergeltung zu wollen?

Kann sich der Mensch vor seiner eigenen Zerstörung retten und schützen?

Die menschlichen Werte Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit  sind eng mit der Geschichte Frankreichs verwoben und die meisten Menschen und Nationen haben sie auf ihre Fahnen geschrieben.

Um welche Freiheit geht es?
Wie steht es um die Gleichheit der Menschen?
Wo beginnt die Brüderlichkeit und wo endet sie? 

Sind diese Worte lediglich eine Kopfgeburt, eine Vorstellung und ein Bild, das man je nach Bedarf hervorholt, anschaut und hochhält und dann wieder verhüllt und verdrängt, wenn Kriege, Racheakte und Vergeltungsschläge an der Tagesordnung sind? Enden diese Werte an den Grenzen des eigenen Körpers, des eigenen Hauses, des eigenen Landes? Kapitulieren und Scheitern sie an ausländischen Pässen? Geht es um meine und deine Freiheit? 

Wo beginnt der Fanatismus, die Verteidigung von mein und dein, die Spaltung von meinem Gott und deinem Gott, meinem und deinem Glauben?
Die Gespaltenheit des Menschen und der Menschheit in mein und dein sind die Ursache aller Kriege. Eigeninteresse und Begehren sind die Ursache für das Leiden.

Aspektbild Yod-Figur: der „Fingerzeig Gottes“

O je – jetzt gibt es auch noch dieses astrologische "Projektionsdreieck", die Yod-Figur, die „Fingerzeig Gottes“ genannt wird. Und ich lese über den Streit dieses von den Medien erfundenen „Isis-Grußes“ mit einem Finger… Dabei handelt es sich lediglich um eine rituelle Gebetsgeste aus dem muslimischen Glaubensbekenntnis. Die Geste des erhobenen Zeigefingers wird Tauhid genannt und besagt: „Es gibt keinen Gott/ keine Götter, außer den einen Gott.“ Tatsache ist, dieser eine Gott hat bei den verschiedenen  Gläubigen verschiedene Namen. Ebenso sind die verschiedenen Glaubensrituale nicht zu leugnende Tatsachen. Religionen wurden von Menschen geschaffen, um ihre spirituellen Kräfte zu bündeln und zu einen. Sie tragen aber auch zur Spaltung bei in meine und deine Religion, in christliche, jüdische und muslimische Praktiken und Gesten.
Das Heben des Zeigefingers ist im Islam eine religiöse Pflicht im Gebet, die in der Schariah, dem religiösen Gesetzt, festgelegt ist. Sie ist vorrangig eine Glaubensbekundung – so wie das „Schlagen des Kreuzes“ im christlichen Katholizismus und den Ritualen anderer Glaubensgemeinschaften. Um beim Islam zu bleiben: Diese Pflicht äußerer Glaubensbekundung ist die unterste Stufe.  

Die mystische Bedeutung der Schariah und den folgenden Erkenntnisstufen kann hier unter WIKI nachgelesen werden:

"Mein und dein" als Anfangsstufe der Erkenntnis auf dem Weg zu Gott

 

Ibn Arabi, der bekannte islamische Mystiker (Sufi) des Mittelalters, beschreibt vier Stufen der Erkenntnis bzw. des Bewusstseins: 

Auf dem Niveau der religiösen Pflicht (Scharia) gibt es „dein und mein“. Das heißt, dass das religiöse Gesetz individuelle Rechte und ethische Beziehungen zwischen den Menschen regelt.

Auf dem Niveau des mystisches Weges (Tariqa) „ist meins deins und deins ist meins“. Von den Sufis wird erwartet, dass sie sich gegenseitig als Brüder und Schwestern behandeln, den jeweils anderen an seinen Freuden, seiner Liebe und seinem Eigentum teilhaben lassen.

Auf dem Niveau der Wahrheit (Haqiqa) gibt es „weder meins noch deins“. Fortgeschrittene Sufis erkennen, dass alle Dinge von Gott kommen, dass sie selbst nur die Verwalter sind und in Wirklichkeit nichts besitzen. Diejenigen, die die Wahrheit erkennen, interessieren sich nicht für Besitz und allgemeine Äußerlichkeiten, Bekanntheit und gesellschaftlichen Stand inbegriffen.

Auf dem Niveau der Erkenntnis (Ma’rifa) gibt es „kein ich und kein du“. Der Einzelne erkennt, dass nichts und niemand von Gott getrennt ist.

Im nächsten Blog erforsche ich die Zusammenhänge des ISIS-Symbolik ...

Sundra
 

verwendete Literatur:
Dane Rhudhyar: Astrologischer Tierkreis und Bewusstsein, Hugendubel Verlag, München 1984
Gunda Scholdt: „Praxisbuch der Esoterischen Astrologie“, Ebertin Verlag, 1998
K. Parvathi Kumar: „Uranus – Der Alchemist des Zeitalters“, Edition Kulapati, 2010
Bruno, Louise und Michael Huber: Aspektbild-Astrologie. API-Verlag

Alle Bilder: © Sundra Kanigowski
Quelle Horoskopzeichnung: www.astro.com