EX - PAN - VISION

DIE KUNST ALLES SEIN ZU LASSEN
SABISCHE SYMBOLE
SYMBOLSPRACHE
ASTRO-ORAKEL
ASTRO-SCHAU
EX-PAN-SION
TRÄUME
VISION
MUSIK
TAO
OM

kunst(ett)sundra.eu

Donnerstag, 3. Dezember 2015

Isis und ihre Symbolik in den Tarotkarten



Entsprechung von Sterben und Einweihung

 „Ich bin Isis, alles, was gewesen ist,
und alles, was ist und sein wird;
meinen Schleier hat keiner der Sterblichen je gehoben …“

Plutarch, Schriftsteller und Philosoph der Antike,  schreibt:

"Im Sterben widerfährt der Seele dasselbe wie denen, welche in die großen Weihen eingeführt werden, weshalb auch das Wort von der Tatsache des Sterbens (teleustan) dem Wort des Eingeweihtwerdens (teleistai) entspricht."

Das heißt, der Tod ist ein essenzieller Moment und die Werte und Erfahrungen von “Tod“ und „Initiation“ (Einweihung) sind austauschbar. Initiation ist im Normalfall vom Individuum  frei wählbar. Doch der Tod ist das unvermeidbare Ende eines individuellen Zyklus. Im Extremfall ist der Tod sogar das Medium, das dem Einzelnen die Erfahrung des Übergangs in andere Dimensionen ermöglicht.

Der NEUMOND vom 11.11. hat auf sehr intensive Weise die unbewussten Wünsche des Menschen in dieser Zeit enthüllt. Als dunkler Mond offenbart er mit aller Macht das noch ungeborene und archetypische Potenzial des Neuen Menschen, was im Mythos und auch in dem auseinander gefächerten Lebensspiel des Tarot als Geburt des (Isis-)Sohnes Horus bezeichnet wird.

Was kann es bedeuten, wenn der Name der uralten ägyptischen Muttergöttin (Isis) plötzlich im 21. Jahrhundert wieder auftaucht – als Name einer islamischen Terrorormiliz, die im Namen Gottes Menschen tötet? Alle organisierten Religionen und alle nationalen Staatenbündnisse halten die Spaltung des gemeinsamen Ursprungs aller Menschen aufrecht durch ihr Beharren auf „mein und dein“ (klick!) – meine Religion gegen deine Religion, mein Glaube gegen deinen Glauben, mein Gott und dein Gott… unser Land und euer Land, unsere Kultur und die der anderen. Das ist der Zustand dieser Welt, der Menschheit und jedes einzelnen Menschen. Jeder erforsche sich selbst, inwieweit er sich der Tatsache einer geistigen Verbundenheit und Wesensgleichheit, eines gemeinsamen Ursprungs bewusst ist und jeden Menschen als Bruder und Schwester einer gemeinsamen kosmischen Mutter anerkennt.

Von dieser Zersplitterung ist im ägyptischen Mythos von Isis und Osiris die Rede, wenn OSIRIS, der das Ganze repräsentiert (die Einheit des Geistes), vom Widersacher SETH zerstückelt wird, der seine Teile über die ganze Welt verstreut. Nur ISIS, die trauernde Witwe und ursprüngliche Muttergöttin, ist aufgrund ihrer Liebe und ihrer magischen Fähigkeiten in der Lage, die Teile wieder zusammenzufügen und auf den einen heiligen Weg zum Ursprung zurückzuführen.

Schauen wir einmal hinter den Vorhang der Isis, der das Sichtbare vom Unsichtbaren, das Äußere vom Inneren trennt. Doch wo Trennung ist, ist auch Verbindung. – Wer will nicht hinter den Vorhang schauen, wenn es denn schon einen gibt?

Der Archetyp des Weiblichen wird von uns im Zusammenhang mit der Mutter, dem Mond und der Nacht, dem Meer und der Erde gesehen. Das Weibliche gebiert das Leben und nimmt es wieder auf in seinen mütterlichen Schoß. Die Vorgänge im mütterlichen Schoß entsprechen unseren inneren Erfahrungen, unseren verborgenen Wünschen, Träumen und Ahnungen. Wir
ahnen, dass sich tief in uns in der Dunkelheit des Unbewussten ein Leben im Verborgenen abspielt. Manche wollen es ergründen, andere fürchten sich davor, ignorieren und verdrängen es. 

Das Weibliche im Tarot

Die Frau, die einen Vorhang zu einem heiligen Pfad aufzieht (Symbol 20° Skorpion), stellt über ihre Funktion (Öffnen, Enthüllen, Zusammenfügen) eine Verbindung zur ägyptischen Muttergöttin Isis in ihrer Rolle als Priesterin des inneren Tempels her. Wir kennen sie aus dem zweiundzwanzigstufigen Tarot, wo sie als Hohepriesterin (II) mit einem Buch oder einer Schriftrolle vor dem Vorhang zwischen den Säulen der Polarität sitzt. Auf dieser zweiten Bewusstseinsstufe wird der Mensch zum Suchenden nach der Heiligen Lehre und dem Heiligen Pfad.

Karte III zeigt sie als Große Mutter, Herrscherin oder Kaiserin ohne Schleier. Die zwei Welten Geist und Stoff sind in ihr vereint. Darum erscheint sie sowohl als Sternengöttin als auch als Erdgöttin. Sie hat die Macht, die beiden Welten zu trennen und zu verbinden. Es hängt von ihr und ihren Gesetzen (siehe Karte VIII Maat) ab, ob ein Geist sich in dieser Welt verkörpert oder ob ein verkörperter Geist sich wieder von der materiellen Welt ablöst und für diese Welt „stirbt“. Sie erscheint im Bild der Isis-Hathor, als Dementer und Kore, als geflügelte Jungfrau und Stella Maris. Auf der dritten Bewusstseinsstufe erforscht der Suchende die Geheimnisse der Natur und entdeckt die Einheit von Körper-Seele-Geist.

Auf der achten Bewusstseinsstufe zeigt sich der Archetyp des Weiblichen im Bild der Schicksalsgöttin (VIII) und des karmischen Ausgleichs, auch Göttin der Gerechtigkeit und ägyptische Maat mit dem Schwert in der Hand. Der Mensch ist aufgefordert, in seinem Inneren eine endgültige Ordnung zu schaffen, die aus dem Unbewussten aufsteigenden Inhalte zu ordnen und zu analysieren, das Unrechte vom Rechten zu trennen, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden sowie einen Ausgleich für seine schmerzhaften Erinnerungen zu schaffen. Er wendet sich seinen eigenen Fehlern zu und erkennt, dass es für jede Handlung eine gleiche und entsprechende Reaktion gibt (karmisches Gesetz von Ursache-Wirkung).

Nach dem Erreichen eines objektiven Bewusstseins (VIII), der stillen, doch intensiven Arbeit an sich selbst (IX) und  dem Kampf mit den Schicksalsmächten (X) erfährt der Mensch die Kraft des Weiblichen als innere geistige Stärke (XI). Er wandelt seine niedere, triebhafte Natur, die mächtige Kraft des Körpers und der beiden sexuellen Ströme durch liebevolle Annahme – nicht durch Gewalt, wie es die unerlöste männliche Kraft gewohnt ist zu tun. Sieger ist die schöne Frau, die den Löwen besiegt hat. Sie steht für die LIEBE. Die Liebe im Menschen ist nun zur größten Kraft der Welt gewachsen. Sie ist das Leben, die schöpferische Lebenskraft (Kundalini) und die Kraft des Seins. Liebe ist ab jetzt der innere Drang nach Einheit.

Ab dieser Stufe ist alles anders. Der Tod (XIII) zerstört alle Scheinwelten und Schein-Ichs, erschüttert das alte Weltbild und befreit die Seele. Der Zusammenbruch des Alten ist die notwendige Bedingung für den Durchbruch des Neuen, Ursprünglichen.

Die alchemistische, verschmelzende Kraft der Liebe beginnt zu wirken, zeigt sich im Bild eines androgynen Wesens oder Engels der Mäßigkeit (XIV), der die beiden kosmischen Hauptströme männlicher und weiblicher Energie mischt bzw. – was noch wesentlich schwieriger ist – im Zustand einer ständigen Ausgewogenheit hält. Auf dieser vierzehnten Stufe ist der Mensch in der Lage, die beiden schöpferischen Kräfte nach seinem Willen zu lenken und damit große Transformationen in sich selbst hervorzurufen. Körperkräfte können in geistige Kräfte umgewandelt und höhere Bewusstseinsstufen erreicht werden.

Im nächsten Bild der Sterne (XVII) wird Isis zur Quelle der Lebenswasser für alle Seelen. Wieder ist sie die Himmels- und Sternenkönigin, die die kosmischen Lebensströme, die universelle Liebe, auf die Erde leitet – diesmal ist sie nackt, ein reines, göttliches Urbild (Archetyp), und völlig offen. Die himmlischen Qualitäten der Seele sind voll erblüht und entfaltet. Alle unbewussten Inhalte sind bewusst und geklärt. Die Göttin verbirgt nichts. Sie ist ein Urbild der reinen und strahlenden menschlichen Seele, die mit dem Kosmos verbunden ist. Nach dem Zusammenbruch, dem Tod seiner Persönlichkeit und dem Wegnehmen aller Schleier, ist vom Menschen nichts anderes mehr übrig, als das, was er in der absoluten Wirklichkeit ist, ER SELBST – lebendiger Geist. Auf dieser Stufe besitzt er zwar noch nicht die beiden kosmischen Lebensströme, doch er kann sie beherrschen und lenken. Seine Erfahrungen des langen Weges und seine gesammelten Weisheitsschätze gibt er nun andere weiter, spendet positiv-männliche Kraft, wie Mut, Begeisterung und geistige Anstöße, und schenkt negativ-weibliche Kraft in Form von Trost, Verständnis und Liebe.

Isis als große Einweiherin an der Schwelle

Karte XVIII, der Mond zeigt den endgültigen Übergang über die Schwelle, den Zustand zwischen Tod und Geburt ins geistige Leben. Das hier im Bild Dargestellte entspricht einer Schwellenerfahrung und einem Bewusstseinswandel. Der Durchgang zwischen den hohen Zwillingstürmen (Säulen von Karte II) ist sehr eng (das „Nadelöhr“) und wird von den tierischen Hütern der Schwelle bewacht. Der Mensch ist bereit, endgültig mit seinem Leben in der äußeren Welt abzuschließen. Wünsche und Neigungen werden abgelegt und überwunden. Jegliche Art von Anhaftung und Besitz muss zurückbleiben. Umso lauter begehren noch einmal Ängste und Triebe auf, vor allem der Trieb der Selbsterhaltung und Arterhaltung, Wolf und Hund. Bilder von geliebten Menschen tauchen auf, wollen den Menschen auf dieser Einweihungsstufe bei der persönlichen Liebe packen…

Viele gehen den Illusionen und Trugbildern in die Falle. An dieser Schwelle, wo sie die Möglichkeit haben, in ihrem irdischen, lebendigen Körper ins geistige Leben hinüberzutreten, packt sie blanke Todesangst, jetzt wirklich sterben zu müssen und sie klammern sich verzweifelt an die materielle Welt der Erscheinungen, fallen wieder tief zurück ins materielle Bewusstsein. Für sie ist die Konfrontation mit ihren Urängsten das Stadium einer großen Prüfung. Durch wiederholte Stirb-und-werde-Erfahrungen werden sie lernen müssen, den Tod zu verachten. Notwendig für sie wird der Weg zurück aus der äußeren Scheinwirklichkeit in ihr inneres Selbst (den Teich mit dem großen Krebs): Sie ziehen sich in sich selbst zurück und haben die Chance, ihre seelischen Inhalte und ihr ganzes irdisches Leben zu bearbeiten, zu verdauen und dann eines Tages hinter sich zu lassen.

Der Mensch, der bis hierhin keine der Bewusstseinsstufen ausgelassen hat, weiß, dass es keinen Tod und keine Trennung von Diesseits und Jenseits gibt, sondern nur e i n  Leben, das unsterblich und ewig ist. Wie der strahlende Mond steht dieser Mensch (als reine Seele) hoch über der irdischen Landschaft, über den heulenden Trieben und Ängsten, die ihn nicht mehr beißen können, und über seinem alten persönlichen Leben.
Er befindet sich in einem Zustand, da Geburt und Tod zusammenfallen. Nackt ist er zur Welt gekommen, war einfach da, hatte in seinem Bewusstsein weder Eltern, Freunde noch Besitz. Er erfuhr die Welt als ein zusammenhängendes Ganzes. Ebenso ist es im Moment des Sterbens. Nichts gehört uns und wir gehören niemandem. Nur mit diesem Bewusstsein kann die Schwelle übertreten werden.
Wo die irdische Geburt hineinführt in die Materie und für den herabsteigenden Geist den Tod bedeutet, so führt das Verlassen der irdischen Welt zu einer Geburt in der geistigen Welt, zur  Auferstehung in ein ewiges Leben. Aus irdisch-materieller Sicht scheint es ein Leben vor und hinter der Schwelle zu geben. Ist die Schwelle überschritten, ist die vordergründige Welt des Scheins gestorben und es existiert nur ein ewiges Leben in Gott – das ewige Sein. In allem, was ist, wird das Bleibende, Unvergängliche erkannt.



Isis – die richtende Seele

Auf der nächsten Karte mit dem Titel Gericht oder Auferstehung (XX) ist die Trennung aufgehoben. Es gibt keinen Schuldigen, keinen Ankläger und keinen Richter. Der Mensch hat sich selbst neu ausgerichtet. Er ist im Geiste und im Körper neu geboren und auferstanden. Der neue Archetyp Mensch, der hier zwischen „Vater“ und „Mutter“ aus dem Sarkophag der körperlichen Gefangenschaft aufersteht, ist das „göttliche Kind“, das die Erlösung in sich trägt. Mit dem Todeserlebnis und dem abgestreiften Körper-Ich befreit sich die göttliche Seele gleichzeitig von allen Eindrücken, die sie im Laufe ihres Erdenlebens gesammelt hat. Der Mensch sieht nun ganz klar seine Beweggründe, Taten und die Auswirkungen seiner Taten – ungeschminkt, hüllenlos, ohne Ausreden, Beschönigungen und Schuldzuweisungen. Er richtet sich selbst – und stellt fest, dass er alle Schulden schon bezahlt hat.

Aus der Perspektive des großen Engels, der die Posaune bläst, überblickt er sein Leben und die Welt von oben, aus geistiger Sicht. Er ist leibhaftig in dieser Welt, doch nicht von dieser Welt. Er ist hier wie dort: ER SELBST. Es gibt keine Instanz mehr außerhalb von ihm. Die Posaune ist seine innere Stimme, der Ruf, die Berufung. Er ist sein eigenes Wissen und Gewissen, kennt den Grund seines Daseins auf der Erde. Der Vorhang zwischen den Polaritäten ist verschwunden. Die göttliche Seele offenbart sich als „Neuer Mensch“, als Kind von ISIS und dem wieder zusammengefügten OSIRIS. Der Archetyp SOHN – und ihm ebenbürtig der Archetyp TOCHTER – ist das Kind des Neuen Zeitalters (HORUS). Sohn und Tochter sind das göttliche Kind, der neue im Geiste geborene Mensch, der eins mit dem Weltgeist ist.


Bleibt zuletzt noch das Universum oder die Welt (XXI), die sich als junge, tanzende, nackte Göttin im grünen Kranz der Natur offenbart: Ein Urbild (Archetyp) des ganzen Menschen in seiner Einheit mit dem Universum. Er ist eins mit dem Sein. In allem, was er sieht, schaut er Gott. Die Frau stellt hier den weiblichen Aspekt Gottes dar, Gott als „Mutter“, als sichtbare Schöpfung und Natur (Isis). Sie tanzt im unendlichen Kreis der Zyklen. Untrennbar verbunden mit dem unsichtbaren göttlichen Geist offenbart sie im Tanzen und Kreisen die Einheit des Schöpfers mit seiner Schöpfung.


Bildquellen: (C) Sundra Kanigowski
Tarotkarten nach Oskar Wirth, Crowley/Harris
TAROT, Die 22 Bewusstseinsstufen des Menschen, erläutert von Elisabeth Haich, Drei Eichen Verlag